Dass er zu den Favoriten der 4. Dieter Praun Trophy zählt, würde Stuart Bannerman nie behaupten. Aber das sagt mehr über die Bescheidenheit des 55-jährigen Schotten aus als über sein exzellentes Golfspiel. Als im vergangenen Jahr Deutschlands beste Senior-Professionals für ihre offizielle Meisterschaft in den Golf Club Würzburg kamen, spielte Bannerman ganz vorne mit, wurde geteilter Dritter. Wenn die German PGA Seniors Championship ab kommenden Montag erneut für drei Tage in Würzburg stattfindet, dann wird der erfahrene Golflehrer versuchen, seinen Heimvorteil ein weiteres Mal zu nutzen.
96 Pros spielen um 20.000 Euro Preisgeld
Das Teilnehmerfeld hat die PGA of Germany im Vergleich zum Vorjahr von 80 auf 96 Spieler erweitert. Das Preisgeld beträgt 20.000 Euro, wovon der Gewinner 3000 Euro erhält. Benannt ist das Turnier nach Dieter Praun, der ein Weltenbummler, Golfjournalist und als Golflehrer viele Jahre lang Mitglied der PGA of Germany war. „Der Druck auf Trevor Pearman und mich als Heim-Professionals ist nicht zu unterschätzen“, sagt Stuart Bannerman. Dabei hat der einstige Tourprofessional, der seit 2003 als Golflehrer im Golf Club Würzburg arbeitet, schon um deutlich mehr Geld gespielt.
Bannerman ist im schottischen Aberdeen aufgewachsen, als Sohn von Tourspieler Harry Bannerman, der 1971 sogar für Europa im Ryder Cup spielte und zweieinhalb Punkte beisteuerte – unter anderem durch ein geteiltes Match gegen Arnold Palmer. Erinnerungen hat Stuart Bannerman daran keine. Er war damals nicht einmal drei Jahre alt. Aber er kennt die Bilder und natürlich die Erzählungen.
Mit 15 hatte Stuart Bannerman Handicap 0
Wenn der Vater mal zu Hause war, nahm er seine Tochter und seine zwei Söhne mit auf den Golfplatz. „Sobald ich laufen konnte, drehte sich alles um Golf“, sagt Stuart Bannerman. Mit 15 Jahren und neun Monaten habe er sich auf seinem Heimatplatz Cruden Bay ein Handicap von Null erspielt. „Von da an war ich eigentlich Vollzeitamateur“, erinnert sich Bannerman. Der Gewinn der Europameisterschaft mit Schottlands U18-Team zählt zu seinen größten Erfolgen. Mit 18 Jahren verbrachte er das Winterhalbjahr bei Golflehrer-Guru David Leadbetter in Florida, wo neben ihm auch Nick Faldo und Nick Price trainierten.

Eine ähnlich erfolgreiche Profikarriere wie seinem Vater Harry war Stuart Bannerman jedoch nicht vergönnt. Als er mit 20 Jahren ins Profilager wechselte, ereilte den schottischen Jugendmeister eine Erkenntnis, die bis heute viele hoffnungsvolle Spitzenamateure ereilt: wie viel höher das Niveau und die Anforderungen plötzlich sind. „Ich war einfach nicht gut genug, und das hat mich sehr frustriert, weil ich mich als Amateur vergleichsweise leichtgetan habe“, sagt Bannerman im Rückblick.
Vater Harry hatte das Wetter in Schottland satt
Sein Vater Harry habe es als Golflehrer 1988 nach Deutschland gezogen, weil er das Wetter in Cruden Bay satt gehabt hätte und zudem etwas Neues probieren wollte. Er unterrichtete im Golf Club Schloss Mainsondheim, östlich von Würzburg, während Sohn Stuart eine „on and off“-Karriere auf der Tour erlebte. Zwei- bis dreimal habe er an der Qualifying School der European Tour teilgenommen, habe Events der EPD-Tour gespielt und Turniere der PGA of Germany, so Bannerman. „Aus dieser Zeit kenne ich viele der Jungs, die jetzt zur Dieter Praun Trophy zu uns nach Würzburg kommen, Spieler wie Mark Stevenson, Stefan Quirmbach oder Titelverteidiger David Geall.“
Nebenbei habe er ab 1994 seine Ausbildung zum Golflehrer gemacht. „Dabei hat mir natürlich auch meine frühere Erfahrung bei David Leadbetter geholfen, dem ich oft beim Unterrichten zugeschaut habe.“ Vieles von dem, was er damals über Golftraining gelernt habe, sei bis heute aktuell, findet Bannerman. Während Vater Harry 2005 nach Schottland zurückkehrte, arbeitet Stuart bereits seit 2003 im Golf Club Würzburg. „Wir haben Mitglieder, die seit über 20 Jahren bei ihm Trainerstunden nehmen“, sagt Clubpräsident Bernhard May. „Stuarts Leistung bei der Dieter Praun Trophy 2024 war sensationell und macht uns als Club sehr stolz.“
Stuart Bannerman: „Schotten spielen variabler“
Was deutsche Golfer von schottischen Golfern lernen können? „Variabler zu spielen und ein größeres Repertoire an Schlägen mit ein und demselben Schläger zu entwickeln“, sagt Stuart Bannerman. Dafür sei es wichtig, viel zu spielen und nicht nur auf der Driving Range Bälle zu schlagen. „Gerade die Kinder in Deutschland spielen aus meiner Sicht zu wenig, wenn sie nur einmal in der Woche zum Training kommen.“ Oft frage er sich an Wochenenden: Wo sind die Kinder?
Er selbst liebe es noch immer, einen guten Golfschlag zu machen. In der Mittagspause oder nach Feierabend schnappe er sich oft ein Cart und spiele schnell einige Bahnen. Gezielt trainiere er vor allem das Putten und Chippen – mit sichtlichem Erfolg. Bannermans Gegner bei der Dieter Praun Trophy werden unter anderem Titelverteidiger David Geall, Glen Hutcheson und Damen-Chefbundestrainer Stephan Morales sein.
Über die Dieter Praun Trophy
Dieter Praun war Weltenbummler, Golfjournalist und als Golflehrer viele Jahre lang Mitglied der PGA of Germany. 2021 verstarb er überraschend im Alter von nur 57 Jahren. In Gedenken an ihren Bruder hat Hella Schoepe 2022 die jährliche Dieter Praun Trophy initiiert, für die sie das Preisgeld stiftet. Dabei handelt es sich um den Beinamen der German PGA Seniors Championship, zu der alle Ü50-Mitglieder der PGA of Germany startberechtigt sind.