StartArtikelVon der Holleraxt zum Eisenbernie

Von der Holleraxt zum Eisenbernie

Er hat Metzger gelernt und Champions League gespielt, hat Manuel Neuer und Raúl trainiert und war mit Wolfsburg Deutscher Meister. Schon als HSV-Publikumsliebling entdeckte Bernd Hollerbach seine Liebe für Golf.

Bernd Hollerbach beim Golf im Golf Club Würzburg
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Selig ist der Golfer, der richtig zulangen kann und doch die feine Klinge beherrscht. Bernd Hollerbach ist so ein Fall. Fleisch parieren – für ihn kein Problem. „Mein Vater hat einst darauf bestanden, dass ich eine Metzgerlehre mache“, erzählt er. Rustikal hat der Würzburger dagegen seine Rolle als Fußballprofi interpretiert. Sein kompromissloses Spiel als Linksverteidiger brachte ihm den Spitznamen „Holleraxt“ ein. Für so einen ist Golf wie gemacht. Das wird bei einer entspannten Runde ohne Scorekarte im Golf Club Würzburg sofort klar.

Bernd Hollerbach ist beim Golf kein Hacker

„Angefangen habe ich aus Langeweile“, berichtet der 55-jährige Fußballtrainer. Aber nicht erst nach der Karriere wie viele andere. „In meiner Zeit beim Hamburger SV waren wir in der Nacht vor unseren Heimspielen immer in einem Hotel in Treudelberg direkt neben dem Golfplatz untergebracht.“ Oft hätten Mitspieler Thomas Ujfalusi und er sich Schläger geliehen und den Freitagnachmittag auf der Driving Range verbracht. Heute, Jahre später, hat er ein Handicap von 10,3 und trifft den Golfball so knackig, dass „Eisen-Bernie“ der passendere Spitzname wäre. Hollerbach ist auf dem Golfplatz kein Hacker.

Wenn er Zeit hat, dreht der – neben Dirk Nowitzki – berühmteste Sohn der Stadt im Golf Club Würzburg seine Runden. Gerne bei Turnieren oder mit Kumpels. Wenn es sein muss, aber auch allein. „Ich liebe meinen Heimatplatz, weil er abwechslungsreich und trotzdem kompakt ist“, sagt Hollerbach und schmunzelt. „Ich bin in meinem Leben genug weite Wege gegangen.“ Nicht nur als Spieler, auch noch als Co-Trainer von Felix Magath. Wenn der Chef seine Stars wie Džeko, Grafite, Manuel Neuer oder Raúl in Wolfsburg und auf Schalke mit intensiven Waldläufen in Topform brachte, blieb auch der Co davon nicht verschont.

Gleichwohl ist der Golfer Bernd Hollerbach heute kein bequemer Cart-Fahrer; er geht zu Fuß – ganz Sportler – und schiebt seine Schlägertasche auf einem Trolley. Technisch gesehen umtreibt ihn beim Golf aber selbst nach Jahren noch ein Rätsel. „Als Linksfuß habe ich meine Stärke eigentlich darin, über den rechten Fuß nach vorne zu drehen“, erklärt er. „Weil ich aber gleichzeitig Rechtshänder bin, spiele ich Golf von Beginn an wie ein Rechtshänder.“ Die Frage ist: Hat ihn diese frühe Entscheidung Meter gekostet? Wäre Bernd Hollerbach ein noch kraftvollerer, besserer Golfer, wenn er beim Schlag nicht links, sondern rechts von seinem Ball stünde? Immerhin: Diese Denkspiele bescheren ihm keine schlaflosen Nächte.

Sein Ziel: Nach dem Zweiten den Handschuh ausziehen

Hollerbach, der es als Spieler mit dem HSV sogar bis in die Champions League schaffte, hat zu seinem liebsten Hobby eine entspannte Einstellung. Einstellig? War er schon. Seine beste Runde? 79 Schläge. „Ich renne keiner Zahl hinterher, keinem Handicap und keinem Score“, betont er. „Mein Ziel ist es, auf einem Par 4 nach dem zweiten Schlag den Golfhandschuh auszuziehen, weil mein Ball auf dem Grün liegt.“ Denn dann kommt der Putter zum Einsatz – die feine Klinge. Geht der Plan mal nicht auf, dann hilft Hollerbach sein gutes Ballgefühl auch im kurzen Spiel. Gerade damit hat er die Redaktion von Mitte Fairway beeindruckt.

„Faszinierend ist, wie schnell Bernd technische Ratschläge umsetzen kann“, sagt Walter Schneider, der mehrere Runden mit Hollerbach spielte, als er noch Greenkeeper im Golf Club Würzburg war. „Wahrscheinlich ist das eine Qualität, die Profisportler haben.“ Hollerbach selbst sagt, er spiele vor allem dann gut, wenn er gezwungen sei, sich zu konzentrieren. Also immer dann, wenn es um etwas gehe: bei vorgabewirksamen Turnieren ums Handicap oder beim Club der golfspielenden Fußballer (GOFUS) um die Ehre. Die besten Golfer unter den alten Fußballrecken seien Stefan „Paule“ Beinlich, Uli Borowka, Rainer Bonhof und der Ex-Schiri Thorsten Kinhöfer.

Bei einem GOFUS-Turnier hat Bernd Hollerbach auch den Golfplatz kennengelernt, der ihm bis heute am besten gefällt. „Der Golf Club Gut Lärchenhof in Pulheim bei Köln ist für mich das Maß der Dinge, wenn ich an den Pflegezustand denke oder das Sternerestaurant im Clubhaus“, schwärmt er. Für den gelernten Metzger eine Adresse ganz nach seinem Geschmack. „ProV1-Bälle auf der Driving Range, wo gibt es so etwas schon?“ Nicht einmal in St Andrews.

Warten auf das Trainerkarussell

Wobei Hollerbach dort bisher nicht war; der Old Course steht noch auf seiner „to do“-Liste. Wann es soweit ist, darüber entscheidet auch seine weitere Karriere als Cheftrainer. In Würzburg gilt er zwar spätestens seit dem Durchmarsch mit den Kickers von der Regionalliga bis in die Zweite Bundesliga als Sportheiliger, inklusive Eintrag im Goldenen Buch der Stadt. Sein letztes Engagement beim FC Hansa Rostock endete aber vor einem Jahr. Irgendwann muss, will und wird Hollerbach, der jetzt vermehrt Golfrunden dreht, wieder aufs Trainerkarussell aufspringen – und seltener den Schläger schwingen.

Zur Person

Bernd Hollerbach (55) ist in Würzburg geboren und hat beim ASV Rimpar mit dem Fußballspielen begonnen. Seine Eltern, die bis heute die Metzgerei Hollerbach in Rimpar betreiben, bestanden darauf, dass der Sohn das Handwerk lernt, bevor er Berufsfußballer wird. Hollerbachs Profikarriere begann in der Winterpause der Saison 1990/91 mit dem Wechsel von den Würzburger Kickers zum Bundesligisten FC St. Pauli. Bis zu seinem Karriereende 2004 machte er für den Kiezclub, den 1. FC Kaiserslautern und den Hamburger SV mehr als 220 Erstligaspiele und knapp 130 Zweitligapartien. Der Würzburger zählte im Jahr 2000 zum HSV-Aufgebot, das in der Champions League gegen Juventus Turin 4:4 spielte.

Seit 2006 ist Bernd Hollerbach als Trainer aktiv. Angefangen beim VfL 93 Hamburg und dem VfB Lübeck arbeitete er ab 2007 als Co-Trainer von Felix Magath beim VfL Wolfsburg und beim FC Schalke 04. Mit den Wölfen feierte er in der Saison 2008/2009 die Deutsche Meisterschaft. Seit 2014 ist Hollerbach wieder als Cheftrainer tätig und stieg mit den Würzburger Kickers 2015 und 2016 aus der Regionalliga bis in die Zweite Bundesliga auf. Auf ein kurzes Engagement beim HSV folgten Stationen in der belgischen Liga bei Royal Excel Mouscron, VV St. Truiden und beim Zweitligisten Hansa Rostock.

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