Die Wetterkapriolen machten den Veranstaltern der Amateur-EM der Damen einen Strich durch die Rechnung. Weil es in Frankfurt ein Unwetter gab, wurde die zweite Runde zunächst unterbrochen, später dann die noch ausstehenden Bahnen dieser Runde gar auf den Freitag verschoben. Fortgesetzt werden die Spiele im Frankfurter Golf Club um 7.30 Uhr. Erst danach wird feststehen, wer vorne liegt und vor allem, welche 96 Spielerinnen das Turnier fortsetzen dürfen. Zum Zeitpunkt des Abbruchs führten mit jeweils -11 die Spanierin Andrea Revuelta sowie die Schwedin Moa Svedenskiöd, die allerdings noch die Löcher vier bis neun vor sich hatte. Beste Deutsche ist auf dem geteilten vierten Platz Paula Schulz-Hanssen (GC St. Leon-Rot/-9).
Unklar, ob Johanna Kirch den Cut macht
Unter denen, die am Donnerstag nicht wussten, ob sie den Cut erreicht haben, ist auch die Frankfurterin Johanna Kirch. Der 17 Jahre junge Publikumsliebling – erneut von einer großen Fangemeinde auf der Runde begleitet – lag mit einem Score von +3 mit acht weiteren Spielerinnen auf einem geteilten 92. Platz. Allerdings sind sechs Golferinnen mit +4 und zwei, die bei +5 liegen, noch unterwegs.
„Ich habe meistens gute Entscheidungen getroffen, habe aber nicht gut geputtet. Als nach elf Bahnen mein Tages-Score +3 lautete, habe ich mich selbst immer mehr unter Druck gesetzt.“ Auf der 18 hatte sich die Frankfurterin eine Eagle-Chance erspielt, doch ihr Drei-Meter-Putt war um fünf Zentimeter zu kurz, so dass sie mit dem Birdie lediglich einen Schlag gutmachen konnte. „Ich bin sehr dankbar für die Unterstützung der Fans. Während ich schlage, nehme ich sie natürlich nicht wahr, aber zwischendurch bin ich mir der vielen Leute, die mich unterwegs begleiteten, sehr wohl bewusst.“ Sie habe ihre Runde daher durchaus genießen können. So sah es auf dem Weg zur Abgabe der Scorekarte jedoch nicht aus. Da war sie den Tränen nah, musste von der als Caddie mitgelaufenen Landestrainerin Verena Scholz getröstet werden.
De Bochdanovits: „Jetzt will ich unter die besten 15“
Des einen Leid, des anderen Freud: Unmittelbar vor Kirch beendete ihre Runde eine strahlende Theresa de Bochdanovits vom Golf Club Würzburg. „Mein Ziel war es, am Samstag noch dabei zu sein. Jetzt will ich unter die besten 15 kommen“, sagt sie. Die Würzburgerin spielte am Donnerstag mit 67 Schlägen (-6) gemeinsam mit der Dänin Benedicte Brent-Petersen die beste Runde des Tages.

„Ich habe mit Birdies auf der 1 und auf der 3 gut angefangen, habe mir dann aber drei Bogeys eingehandelt und lag nach acht Löchern +1.“ Ihre als Caddie fungierende Schwester Veronika habe ihr gut zugeredet, so dass sie den sich selbst auferlegten Stress abschütteln konnte. „Von da an lief es traumhaft. Die Abschläge waren okay, die Schläge aufs Grün fantastisch, die waren der Schlüssel zu den erfolgreichen Bahnen. Und da die Putts auch fielen, habe ich danach fünf Birdies gespielt und ein Eagle auf der 18.“ Letzteres gelang de Bochdanovits mit einem Drei-Meter-Putt, der eine Welle der Grüns hoch ins Loch rollte. „Das war mein bester diesjähriger Score auf einem fremden Platz. Und noch dazu auf einem so anspruchsvollen“, freute sich die Würzburgerin.
Scores an EM-Tag zwei schlechter als zu Beginn
Diese 67er-Runde war umso beachtlicher, als dass die Scores allgemein schlechter als am Vortag waren. Die Fahnen wurden schwerer gesteckt, die Greenkeeper haben die Grüns nicht mehr bewässert, dafür aber mehrfach gebügelt, so dass sie schneller wurden.
Den Cut sicher geschafft hat Constanze Keferstein vom gastgebenden Frankfurter Golf Club. „Ich habe mir vorgenommen, vor allem Spaß zu haben“, sagte sie nach ihrer 75er-Runde (+2). „Am Mittwoch kam ich spät nach Hause, musste am Donnerstag schon um 4.45 Uhr aufstehen. Deshalb war ich nicht gleich voll da, lag auch wegen eines Triple-Bogeys auf der 14 nach fünf Löchern fünf über.“ Sie habe Zeit gebraucht, um sich zu fangen. „Aber meine Strategie – weder zu offensiv, noch zu defensiv zu spielen, sondern einfach solide Schläge zu produzieren – hat sich bezahlt gemacht“, schildert Keferstein. „Bis zum Schluss habe ich noch drei Schläge aufholen können. Wobei mir mein ungewöhnliches gutes Putten half, damit habe ich einige Schläge eingespart“, freute sich Keferstein, die nun den nächsten Cut, der bei Platz 60 steht, gern überstehen möchte.
Alena Oppenheimer: „Wollte auf der Back-Nine zu viel“
Verabschieden aus dem Turnier musste sich hingegen Alena Oppenheimer, die an EM-Tag zwei 79 Schläge benötigte und mit insgesamt +5 mit Sicherheit den ersten Cut verfehlt hat. „Bis zur neunten Bahn lief es gut. Auf der 3 chippte ich einen Ball zum Eagle. Dann war der Flight vor uns aber zu langsam, wir mussten lange warten und ich habe komplett die Konzentration verloren. Die Folge war ein Doppel-Bogey. So wie auf der 15, als ich den Abschlag in den Wald beförderte“, sagte die Mid-Amateur-Europameisterin von 2023. Sie habe auf den Back-Nine zu viel gewollt. Natürlich sei sie enttäuscht. „Ich wollte am Samstag dabei sein. Aber es hat sich gezeigt, dass ohne gute Vorbereitung kein konstant gutes Golf möglich ist.“ Die Vorbereitung sei alles andere als gut gewesen. „Als Clubmanagerin im Golf-Club Main-Taunus konnte ich seit April kaum trainieren. Und da ich erst am Sonntag über die Warteliste ins EM-Feld gerutscht war, blieb nicht genug Zeit für eine intensive Vorbereitung“, erklärte die Wiesbadenerin ihr enttäuschendes Resultat.