Zweieinhalb Tage lang musste Johanna Kirch alles zeigen, was sie im Golf beherrscht. Anfang Oktober hatte der Deutsche Golf Verband (DGV) die besten Nachwuchsgolferinnen und -golfer des Landes zum Sichtungslehrgang in den Golf Club St. Leon-Rot geladen. Längenkontrolle, Variabilität, Putten, kurzes Spiel, Fitness und Mentales – Johanna Kirch hielt dem umfassenden Test stand. Diese Woche bekam die 17-jährige Friedbergerin einen Anruf von Nationaltrainerin Esther Poburski mit der frohen Kunde: Du gehörst zum Junior Golf Team Germany, Du bist jetzt Nationalspielerin.
Unter Deutschlands Top zehn Amateurinnen bis 23 Jahre
Johanna Kirch, die seit zwei Jahren für den Frankfurter Golf Club in der Ersten Bundesliga spielt, zählt damit offiziell zu den zehn besten Amateurgolferinnen Deutschlands bis 23 Jahre. So groß ist der Nationalkader eins, der vom DGV eine besondere Förderung erhält: jährlich mehrere internationale Lehrgänge in warmen Gefilden, während auf deutschen Golfanlagen die Grüns teilweise noch geschlossen sind, zudem die Teilnahme an zahlreichen internationalen Turnieren mit hochkarätiger Konkurrenz. „Ich freue mich riesig auf das, was jetzt vor mir liegt“, sagt Johanna Kirch.
Das, was hinter ihr liegt, ist eine mehr als rasante Entwicklung. 2019 kam Kirch durch ein Schulprojekt – zunächst mit etwas Argwohn – zum Golf. Ihr Trainer im Golfclub Friedberg war Robert Schmalfuß. Bei einem Jugendturnier auf ihrem Heimatplatz spielte sie derart gut, dass sie in den Hessenkader aufgenommen wurde. „Johannas große Qualitäten als Golferin sind ihr voller Einsatz und ihre Stärke, auch nach Rückschlägen immer wieder aufzustehen“, sagt Verena Scholz. Die jetzige Trainerin der Frankfurter Bundesliga-Damen hat Kirch als Landestrainerin jahrelang betreut und geformt. Bei der Europameisterschaft der Damen im Juli in Frankfurt unterstützte sie ihre Spielerin sogar als Caddie. „Johanna erreicht mit ihren Schlägen Weiten und auch Höhen, die ihr ein sehr variables Spiel ermöglichen“, betont Verena Scholz. „Das unterscheidet sie von vielen anderen Spielerinnen.“
Kirchs Chancen aufs Nationalteam standen gut
Johanna Kirchs Chancen, ins Nationalteam zu kommen, standen schon vor dem Sichtungslehrgang sehr gut. Denn die Schülerin hat eine beeindruckende Saison gespielt. In ihrem zweiten Jahr im Frankfurter Golf Club gehörte sie an den Bundesliga-Spieltagen meist zu den besten Spielerinnen im Team. Zwei Siege holte sie auf der Global Junior Golf Tour – jeweils mit Platzrekord. Bei der Internationalen Amateurmeisterschaft der Mädchen sowie bei der Deutschen Meisterschaft der AK18 gewann sie Bronze.

„Der größte Unterschied, den die Nominierung für mich bedeutet, ist, dass ich durch die Trainingslager mit dem Nationalteam auch im Winter perfekten Rasen unterm Schläger haben werde“, freut sich Johanna Kirch. Eine wirkliche Off-Season gibt es jetzt nicht mehr für die aktuell 851. der internationalen Amateur-Weltrangliste. Das Ranking entscheidet unter anderem darüber, bei welchen Turnieren man startberechtigt ist. Eine gute Platzierung hilft aber auch dabei, ein Stipendium an einem guten US-College zu bekommen – Johanna Kirchs erklärtes Ziel.
Kirchs zweite EM wäre ihre erste in Schwarz-Rot-Gold
Die Augustinerschule in Friedberg, wo sie 2027 ihr Abitur machen wird, unterstützt die Neunationalspielerin, wo es geht. Abwesenheiten und Lernen unterwegs gehören für Johanna Kirch schon eine Weile zum Alltag dazu. Für ein ganz besonderes Turnier bräuchte sie indes keine Unterrichtsbefreiung. „Ich hoffe, dass ich im kommenden Jahr bei der Team-EM mitspielen darf“, sagt sie. Diese findet im Juli statt, mitten in den hessischen Sommerferien. Nach dem Start bei der Einzel-EM in diesem Jahr in Frankfurt dank „Wild Card“ wäre es Johanna Kirchs zweite Europameisterschaft – aber ihre erste in Schwarz-Rot-Gold.
















