Es wird anspruchsvoller, einen Golfplatz zu pflegen: Temperaturen steigen und Wasser ist begrenzt. Der Einsatz vieler Pflanzenschutzmittel ist durch das Gesetz bereits eingeschränkt oder ganz untersagt; mit chemischen Düngern dürfte es mittelfristig ähnlich kommen. Die Platzmannschaften, die Tag für Tag die Rasenflächen pflegen, sind gefragt: Wie sieht die Golfplatzpflege der Zukunft aus? Drei Greenkeeper aus der Rhein-Main-Region haben Mitte Fairway ihre Einschätzungen gegeben.
Jan Andreas, Head-Greenkeeper des Frankfurter Golf Club

„Es gibt bei der Rasenpflege kein Allheilmittel. Jeder Golfplatz ist auf seine Weise einzigartig, angefangen von der Lage und Bodenart über die Rasensorten bis hin zum Schattenwurf durch Bäume – und die Menschen und Maschinen, die ihn pflegen. Entscheidend ist aus meiner Sicht immer das Mikroklima. Mit genügend Licht und zirkulierender Luft ist schon viel gewonnen. Zudem gibt es dank Züchtung neue Rasensorten, die mit weniger Wasser auskommen und auch bei höheren Temperaturen gesund bleiben. Das sehe ich an unserem noch relativ jungen Übungsbereich, dessen riesiges Grün mit einer neuen Züchtung angelegt wurde und sich als ziemlich widerstandsfähig erweist.“
Christian Müller, Course Superintendant des Golf-Club Hof Hausen vor der Sonne

„Um die Gräser auf unserem Golfplatz zu stärken, mähen wir in längeren Trockenphasen nicht ganz so tief. Auf den Grüns gehen wir nie unter vier Millimeter. Dadurch beschatten sich die Pflanzen selbst und trocknen nicht so schnell aus. Außerdem wechseln wir zwischen Mähen und Bügeln, das heißt: Statt den Rasen zu schneiden, glätten wir die Oberfläche und lassen den Pflanzen damit mehr Blattsubstanz zur Photosynthese. Seit dieser Saison setzen wir auch auf natürliche Algenenzyme, um den Rasen widerstandsfähiger zu machen gegen Krankheiten. Wichtig ist auch, den nächtlichen Tau von den Grüns zu entfernen, denn der Rasenpilz gedeiht am besten in einem feuchtwarmen Klima.“
Jörg Maaß, Head-Greenkeeper des Royal Homburger Golf Club
„Ich bin überzeugt davon, dass Wissenschaft und Industrie in Zukunft Alternativen zum chemischen Pflanzenschutz entwickeln werden. Sei es durch bessere Rasensorten, ein größeres Verständnis für Krankheitsursachen oder wirkungsvolle Hilfsstoffe zum Beispiel aus Algen. Am wichtigsten erscheint mir aber, dass wir unser Anspruchsdenken verändern müssen. Warum muss Rasen immer sattgrün sein? Wozu zwei Millimeter Schnitttiefe, wenn das Grün bei fünf Millimetern schnell genug ist, aber zudem weniger krankheitsanfällig? Vor 30 Jahren war das vollkommen okay. Dann gab es nach und nach eine Entwicklung hin zum heutigen Standard und Anspruch. Wer sagt, dass wir uns im Sinne der Nachhaltigkeit nicht auf das besinnen können, was gut ist für die Natur?“