Im Frankfurter Stadtwald wird zur Attacke geblasen. Beide Teams des Frankfurter Golf Clubs haben sich in der am kommenden Wochenende beginnenden Bundesliga ein ambitioniertes Mindestziel gesetzt: Die Teilnahme am Final Four. Voraussichtlich würde das für beide Mannschaften bedeuten, in der Süd-Gruppe der Ersten Deutschen Golf Liga (DGL) Platz zwei hinter Favorit St. Leon-Rot zu belegen, der am Samstag und am Sonntag Gastgeber des ersten Spieltages ist. Das Heimrecht werden die Golfer und Golferinnen aus der Main-Metropole am 2. DGL-Spieltag am 24. und 25. Mai in Frankfurt genießen.
„Teams konnten Potenzial 2024 nicht ausschöpfen“
Das Ziel Final Four nannten die beiden neuen Trainer bereits bei ihrem Amtsantritt vor gut einem halben Jahr. „Die Mannschaften hatten schon in der vergangenen Saison das Potenzial für die Endrunde, konnten es aber nicht ausschöpfen“, sagten Herren-Trainer Jan Pelz sowie Damen-Trainer Alexis Szappanos damals unisono. Beide sind selbst früher Spitzenspieler gewesen und können auch als Trainer große Erfolge vorweisen. Und da beide ihre Teams im Vergleich zum Vorjahr personell verstärkt und optimal vorbereitet sehen, blickt Frankfurt optimistisch auf die DGL-Saison 2025.
Jan Pelz hat sich als ehemaliger Frankfurter Ligaspieler auf dem fast 100 Jahre alten Parkland-Course des Frankfurter Golf Clubs schnell eingelebt. Seit seinem Amtsantritt sei viel passiert: „Wir konnten den milden Winter zum intensiven Training nutzen.“ Einmal in der Woche habe sich das Team zum Gruppentraining sowie zum Athletiktraining getroffen. Zweiteres leite Darcie Sacher, die Mutter von Spieler Christopher Sacher, der ebenso wie Noah Choi noch in den USA am College weilt und erst verspätet ins DGL-Geschehen eingreifen wird. Rege Beteiligung fand laut Pelz auch das zusätzliche individuelle Training.

Fortschritte in der Leistung der Spieler sah Pelz durch die von ihm eingeführten Rundenanalysen. „Mit der Taktik hinsichtlich der Zielzonen, die man anspielen soll, haben sich die Jungs bis dahin ebenso wenig intensiv beschäftigt wie mit der richtigen Schlägerwahl. Es waren nur Details, die wir ändern mussten, doch die werden den einen oder anderen Schlag weniger bedeuten“, so der Trainer weiter.
Die Übersicht über den Leistungsstand verschaffte sich Jan Pelz während des einwöchigen Trainingslagers im „Infinitum“-Resort in Spanien. Fast die komplette Mannschaft nahm daran teil. Täglich spielten die Bundesliga-Spieler des FGC 36 Löcher, darunter Runden für eine interne Rangliste. Dabei ließ Gunar Petersen mit den besten Resultaten aufhorchen.
Frankfurt jetzt mit 15 Spielern im DGL-Kader
Jan Pelz hat das Team vergrößert: Frankfurt hat nun einen DGL-Kader von 15 Spielern. Als Pro ist Malte von Blankenfeld vorgesehen, der allerdings eventuell beim Heimspiel fehlen wird. Einzige Abgänge sind der junge Schweizer Yannick Beeli sowie Tom Ammann, die durch den aus Stuttgart gekommenen Michael Pfeifer (Handicap -3,4), Nicklas Borrmann aus München (-2,8) sowie Maximilian Kukuk und Alexandre Dorier, die Jan Pelz vom GC Rheinhessen mitgebracht hat, ersetzt werden. Pfeifer und Borrmann sind laut Pelz eine große Verstärkung.

Über die Leader-Position sei er sich jedoch noch nicht im Klaren: „St. Leon-Rot hat einen langen Platz, dort werden es die Spieler mit langen Schlägen sein. Danach wohl die Routiniers wie Stefan Wiedergrün, Gunar Petersen oder Ben Bradley.“ Als Favoriten in der Gruppe Süd sieht der Trainer den GC St. Leon-Rot, als den härtesten Rivalen im Kampf um Platz zwei bezeichnet er den Münchener GC.
Damen-Trainer Szappanos: „Guter Start ist wichtig“
Damen-Trainer Alexis Szappanos bezeichnet den Einzug ins Final Four gar als Minimalziel. „Eine Medaille wäre gut, die Final-Teilnahme ist möglich“, schätzt er sein Team vor dem Start der Bundesliga 2025 stark ein. Es seien mehrere Gründe für seinen Optimismus vorhanden: Die Stärke seines Kaders, die Verbesserung der individuellen Qualität, die tolle Stimmung im Team sowie die sehr gute Vorbereitung. „Wichtig wird sein, dass wir nicht wie 2024 schlecht in die Bundesliga starten, wodurch die Mannschaft bereits nach dem ersten Spieltag unter Druck geriet.“ Als perfekter Kenner des Platzes in St. Leon-Rot – mit dem dortigen Herren-Team gewann er siebenmal in Folge die Bundesliga – traut Szappanos Frankfurt dort einen guten DGL-Start zu.
„Der lange Platz dort liegt uns. Und da wir viel auf den Grüns in Frankfurt trainiert hatten, die schwerer als die in St. Leon-Rot sind, sollte es gut laufen“, findet der Trainer. Den Platz hätten die Frankfurterinnen während ihrer Vorbereitung noch einmal intensiv kennengelernt. Zwei Wochen vor dem Bundesliga-Beginn haben sie je einen Tag lang in Stuttgart, in St. Leon-Rot und auf dem heimischen Parkland-Course gespielt. Das „Trainingslager“ endete mit einer internen Vierer-Meisterschaft in Frankfurt.

Die Ergebnisse, erzählt Szappanos, hätten seine Eindrücke während der allwöchigen Trainingseinheiten bestätigt. Die Mischung aus Routiniers sowie jungen Talenten wie Constanze Keferstein oder Johanna Kirch trage viel dazu bei, dass die Stimmung nach Aussagen der Spielerinnen besser als in der Vergangenheit sei. Im Stärke-Schwäche-Profil hat der Coach bei manchen Spielerinnen zwar technische Defizite entdeckt. In individuellen Technik-Einheiten hätten diese aber einige kleine Änderungen vorgenommen. Das Ergebnis sei vor allem ein stärkeres kurzes Spiel. „Dies wird sicher zu Verbesserungen auf der Scorekarte führen“, ist Alexis Szappanos überzeugt.
Stuttgart und München größte DGL-Konkurrenten für Frankfurt
Als die Mannschaft, an der sich in der Südgruppe alle messen müssen, sieht der Frankfurter Trainer den Golf Club St. Leon-Rot. „Sehr stark, wenn in Bestbesetzung, wird sicher der Stuttgarter Golfclub Solitude sein, die Qualität des Münchener Golfclubs ist eine Unbekannte. Der Golfclub Am Reichswald dürfte als Neuling naturgemäß nur gegen den Abstieg kämpfen“, so Szappanos. „Ich bin überzeugt: Wenn wir uns auf uns und auf unsere Stärke besinnen und konzentrieren, sollten wir oben dabei sein.“
Das Gesicht der Frankfurter Mannschaft hat sich nur geringfügig verändert. Ava Bergner ist ins Profilager gewechselt, dafür ist die Rolle von Katharina Keilich offen. Nach einigen Jahren als Pro will sich die 28-Jährige reamateurisieren lassen. „Wie sie für die Deutsche Golf Liga eingestuft wird, ist aktuell noch offen“, so der Coach. Es könnte sein, dass Keilich für diese Saison noch als Pro zählen wird. Es sei aber auch möglich, dass das FGC-Team sie im Verlauf der Saison als Amateurin einsetzen könne.
Helen Tamy Kreuzer startet als Pro im DGL-Team
Auf der Pro-Position im Team rechnet Szappanos für die beiden ersten Spieltage mit Helen Tamy Kreuzer, die gut in ihre Saison auf der Ladies European Tour gestartet ist. Von den drei Frankfurter Neuzugängen kann der Trainer in St. Leon-Rot nur eine Spielerin einsetzen: Sophie-Charlott Hempel (-1,7). Sie ist gemeinsam mit ihrem Coach aus Mannheim nach Frankfurt gekommen, hat wegen einer krankheitsbedingten Pause jedoch noch Trainingsrückstand.

Die aus St. Leon-Rot gekommene Emily Böhrer (-4,5), die Szappanos auf Anhieb als eine der Leaderinnen im Team erwartet, sowie die Ex-Mannheimerin Lea Ludwig (-1,8) weilen noch in den USA. Beide werden erst zum Heimspieltag in drei Wochen erwartet. In St. Leon-Rot sollen als Führungsspielerinnen nebst Helen Tamy Kreuzer die Routiniers Marie Coors, Katharina Hesse und Emelie Edinger vorangehen. In den dauerhaft eingeführten internen Turnieren zeigte sich in Bestform vor allem Clarissa von Stosch.