StartNews„Du musst eine harte Nuss sein beim Ryder Cup“

„Du musst eine harte Nuss sein beim Ryder Cup“

Was für ein Ryder Cup liegt vor uns? Sind die USA Favorit? Und: Wird es hässlich? Einschätzungen von Ted Long, Keith Coveney, Stuart Bannerman, Richard Nömeier und John Brennand.

Vorschau auf den Ryder Cup 2025
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Der 45. Ryder Cup zwischen Europa und den USA findet vom 26. bis 28. September auf dem Bethpage State Golf Course statt, genauer: auf dem Black Course. Dieser öffentliche Golfplatz östlich von New York City gilt wegen seiner schmalen Fairways, gewaltiger Bunkerlandschaften und hohen dichten Roughs als einer der anspruchsvollsten in den USA.

Werden die Gastgeber dort einen Heimsieg feiern – wie bei den letzten beiden Austragungen auf amerikanischem Boden? Oder gelingt den Europäern der erste Auswärtssieg nach dem Wunder von Medinah 2012, der wohl größten Aufholjagd der Ryder-Cup-Geschichte? Fünf Professionals aus der Rhein-Main-Region, die den Ryder Cup im Herzen tragen, haben Mitte Fairway ihre Einschätzung zum Ryder Cup 2025 gegeben.

John Brennand, Golf Club Hanau Wilhelmsbad, gebürtiger Engländer

„Der letzte Ryder Cup in Rom war ein Traum für uns Europäer und das Ergebnis mit 16,5 zu 11,5 ziemlich deutlich. Dass es diesmal ähnlich läuft, bezweifle ich. Die Amerikaner haben ein sehr starkes Team, das zwar nicht unschlagbar ist, aber dafür bräuchte es von Europa drei Tage lang das allerbeste Golf.

Haben wir dafür das richtige Team? Darüber kann man streiten. Sechs Wildcards hat Kapitän Luke Donald verteilt – leider keine an Marco Penge. Der Engländer ist aktuell Zweiter im Race to Dubai der DP World Tour, noch dazu super in Form. Früher wäre er damit beim Ryder Cup gesetzt gewesen. Außerdem puttet Penge sehr gut und haut einen weiten Ball, was auf einem Platz mit fast 7500 Yards durchaus gefragt ist. Stattdessen spielt in Bethpage zum Beispiel Matthew Fitzpatrick, der bei seinen bisherigen Ryder-Cup-Starts nicht wirklich glänzen konnte. Auch Harry Hall, 17. im FedExCup der US PGA Tour, hätte es verdient gehabt.

Ich hoffe, dass es auf dem Platz und daneben nicht zu unflätig und ungezogen zugeht, sondern dass der Ryder Cup im Spirit of the Game ausgetragen werden kann. Den Spielern traue ich das durchaus zu, aber die Fans machen mir Sorge. Eine Sache, die mich dagegen zuversichtlich macht, ist das Wetter. Laut Vorhersage soll es kalt werden und regnen. Das dürfte eher den Europäern helfen.“

Ted Long, mehrfacher Deutscher Mannschaftsmeister mit dem Golfclub Mannheim-Viernheim, gebürtiger Amerikaner

„Beim Fußball bin ich für Deutschland und sogar beim Walker Cup, dem Amateur-Pendant zum Ryder Cup, bin ich für UK und Irland, aber wenn Ryder Cup ist, dann schlägt mein Herz für die USA. Mit Keegan Bradley haben wir diesmal den perfekten Kapitän. Er ist ein Typ mit viel Leidenschaft, der von den Spielern sehr gemocht wird. Wen hatten die USA denn zuletzt? Jemanden wie Jim Furyk, den langweiligsten Typen, der jemals Golf gespielt hat. Vielleicht kann er gut organisieren, aber nicht Leute motivieren. In Hazeltine 2016 wirkte Tiger Woods als Vice-Captain, als wäre ihm alles scheißegal.

Ein Kapitän muss für drei Dinge sorgen: Energie, Emotion und Erwartungen. Bei den ersten beiden Punkten sind die USA auswärts in Europa immer schlecht. Die Teams wirkten immer unmotiviert. Aber jetzt haben wir Keegan mit seiner ganzen Erfahrung und seinem Feuer.

„Es wird nicht feindseliger zugehen als sonst“

Dass es beim Ryder Cup 2025 noch feindseliger zugeht als sonst, erwarte ich nicht. Schon seit 20 Jahren kriegen die europäischen Spieler in den USA vieles an den Kopf geworfen. „Grow the game“ hat dazu geführt, dass es beim Golf mittlerweile zugeht wie auf den Rängen beim Football oder Basketball. Die Europäer dürften sich inzwischen daran gewöhnt haben und damit klarkommen.

Rory McIlroy, Justin Rose, Tommy Fleetwood, Shane Lowry, Tyrrell Hatton und Sepp Straka haben viel Erfahrung. Wenn auch jemand wie Ludvig Åberg eine gute Leistung bringt, dann haben die Europäer eine Chance auf den Sieg.

Scottie Scheffler und Xander Schauffele werden bei den USA mit ihrer Leistung vorweggehen. Wichtig ist auch Bryson DeChambeau, der den Ryder Cup sicher total genießt und unbedingt gewinnen will. Auch Justin Thomas, Collin Morikawa, Cameron Young und Patrick Cantlay sind Hengste. Ich habe Cantlay noch nie mit so viel Emotion spielen sehen wie beim Ryder Cup in Rom. Das brauchen wir. Ein Schlüsselspieler für uns Amerikaner könnte Ben Griffin werden, dem auch die Zukunft gehört. Er ist der konstanteste Spieler auf der PGA Tour. Ich hoffe, er macht alle Partien. Einen Favoriten gibt es für mich nicht: Die Chancen stehen 50:50.

Schade übrigens, dass es keinen deutschen Spieler mehr gibt, der beim Ryder Cup mitspielt. Martin Kaymer, das wird immer deutlicher, war der Spieler seiner Generation.“

Stuart Bannerman, Golf Club Würzburg, gebürtiger Schotte und Sohn von Ryder-Cup-Spieler Harry Bannerman (1971, Old Warson Country Club in St. Louis, Missouri)

„Ich sehe die Amerikaner ganz leicht in der Favoritenrolle, weil sie zuletzt bei Heimspielen immer die Nase vorne hatten. 2021 in Whistling Straits hatte es Europa besonders schwer, weil aufgrund der Corona-Pandemie keine europäischen Fans dabei sein durften. Die Zuschauer in New York haben den Ruf, hart und manchmal „over the top“ zu sein. Aber inzwischen ist beim Ryder Cup vieles „over the top“ und die Party steht im Vordergrund – das sieht man schon an den ganzen Verkleidungen. Aber ich bin überzeugt davon, dass unsere Spieler damit umgehen können und ihren Fokus bewahren.

Konflikte wie es sie beim letzten Ryder Cup in Rom zwischen Rory McIlroy und dem Caddie von Patrick Cantlay gab, braucht es für mich nicht. Die Presse stürzt sich gerne darauf und versucht damit noch mehr Interesse zu wecken. Mir genügt das Golf allein – das ist beim Ryder Cup schon spannend genug. Ich schaue jeden einzelnen Schlag von meiner Couch aus. Meinen Golfunterricht habe ich mir extra so gelegt, dass ich die Nachmittage frei habe, wenn die Übertragung beginnt.

„Marco Penge hätte beim Ryder Cup 2025 spielen sollen“

Für meinen Geschmack wäre Marco Penge ein besserer Pick gewesen als Matthew Fitzpatrick, der beim Ryder Cup traditionell nicht gut spielt. Ansonsten bin ich mit unserem Team einverstanden. Åberg und MacIntyre waren in Rom noch Neulinge, jetzt kennen sie sich aus. MacIntyre hat kürzlich gesagt, dass er sich nun deutlich wohler fühle. Rory McIlroy, Justin Rose und Jon Rahm sind die Köpfe des Teams. Einen Schwachpunkt sehe ich in Viktor Hovland, der zuletzt sehr mit seinen Drives zu kämpfen hatte. Er wird vermutlich nicht im klassischen Vierer zum Einsatz kommen.

Die Amerikaner haben mit Keegan Bradley als Kapitän einen knallharten „Competitor“ und Motivator. Aber: Die Form der Motivation, also die Ansprache, muss immer auch zum Spieler passen. Severiano Ballesteros ist 1997 in Valderrama wie ein Verrückter über den Platz gefahren und hat versucht, alle Spieler dazu zu bewegen, so zu spielen wie er – mit Kunstschüssen aus allen Lagen. An Bernhard Langer und Colin Montgomerie ist er damit abgeprallt.

Ich erwarte einen Sieg der Amerikaner mit zwei Punkten Vorsprung. Zwei Schlüsselspieler, die viele nicht auf dem Zettel haben, sind für mich Cameron Young und Russell Henley. Henley puttet super, was beim Matchplay sehr wichtig ist.“

Richard Nömeier, Golf-Club Hof Hausen vor der Sonne, gebürtiger Bayer

„Als Zuschauer war ich 2014 beim Ryder Cup in Gleneagles, wo Europa 16,5 zu 11,5 gewonnen hat. Die Stimmung war sensationell. Diesmal werde ich zumindest an den ersten beiden Tagen wenig sehen, weil ich mit unserem Jugendteam bei der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft sein werde.

Ich sehe keinen klaren Favoriten. Zwölf der besten Golfer der Welt spielen gegen zwölf andere der besten Golfer der Welt. Beide Teams können gewinnen – und es auch deutlich werden lassen. Entscheidend ist, welches Team sich besser hochpusht. Ich denke noch immer an Medinah, wo die Europäer mit schierem Willen und Teamgeist eine kaum mehr mögliche Aufholjagd geschafft haben. Zusammenhalt ist der größte Trumpf für Team Europa, während die USA noch immer eher eine Gruppe von Individualisten haben.

„Der Druck auf die USA ist ein Vorteil für die Europäer“

Ein Vorteil für die Europäer ist der Druck, der auf den USA lastet. Alle erwarten von ihnen den Heimsieg, die Revanche für Rom, wo es ja auch teilweise böses Blut zwischen den Teams und den Fans gab. Nicht nur im Golf, auch in anderen Sportarten ist die offene Antipathie Gegnern gegenüber größer und sichtbarer geworden. Im Vergleich zu den Amerikanern halte ich die Europäer noch eher für Sportsmänner, die aber auch mit Gegenwind umgehen können. Allen voran Rory McIlroy, Jon Rahm und Tommy Fleetwood, der beim letzten Ryder Cup den Deckel auf den Sieg gemacht hat.

Ich bin gespannt, welchen Einfluss Keegan Bradley auf seine Spieler haben wird. Ihm gebührt Respekt: Er ist nicht nur Majorsieger und erfahrener Ryder-Cup-Spieler. Zuletzt hat er so stark gespielt, dass er sich selbst hätte aufstellen können für Bethpage. Das hat er nicht gemacht, weil er offenbar bessere Siegchancen für die USA sieht, wenn er als Kapitän aktiv ist. Ich freue mich jetzt schon auf den Abend des 28. September, wenn die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft der Jugend hinter uns liegt und in New York die Crunch Time beginnt.“

Keith Coveney, Frankfurter Golf Club, gebürtiger Ire

„Ich liebe den Ryder Cup, aber ich zähle nicht zu denen, die gebannt jede Sekunde verfolgen und melancholisch darüber nachdenken, wie es gewesen wäre, wenn sie sich mehr für ihre Golfkarriere angestrengt hätten.

Unser Team Europa hat Hammer-Spieler und durchaus die Chance, in den USA zu gewinnen. Justin Rose, Tommy Fleetwood und Rory McIlroy sind richtig heiß drauf im Moment. Rose beeindruckt mich immer mehr, wie eiskalt er ist, wie gut er puttet. Mit Ludvig Åberg haben wir einen jungen Spieler, der Majors gewinnen wird.

Aber es wird „tough“ für uns, weil in New York eine Stimmung auf das Team Europa wartet, die nicht schön sein wird. Wobei ich gestehe, dass unsere Fans auch keine Engel sind und in den letzten Jahren auch gejubelt haben, wenn die Amerikaner einen Putt daneben geschoben haben. Der Ryder Cup ist ein so großes Event geworden, dass man so etwas nicht mehr kontrollieren kann. Um das auszuhalten, musst du eine harte Nuss sein. Der Druck ist enorm.

Die Picks von Kapitän Luke Donald basieren nicht auf Freundschaft, sondern auf Daten und Fakten. Vor ein paar Jahren hat Vize-Kapitän Edoardo Molinari angefangen, Statistiken der Tour auszuwerten. Die beiden wissen genau, was und wen sie brauchen. So kamen sie beim letzten Mal auf Ludvig Åberg und diesmal auf Rasmus Højgaard. Anderes Beispiel: In Rom war das Setup des Platzes auf den Par-4-Bahnen ganz bewusst so, dass die Amerikaner möglichst nicht 125 Yards bis ins Grün haben. Das ist eine Distanz, aus der sie laut Statistik stärker sind als Team Europa.

„Europa ist beim Ryder Cup viel professioneller“

Bezeichnend: Von den Amerikanern hat im Jahr vor dem Ryder Cup 2023 niemand die Italian Open gespielt, obwohl sie in Rom auf dem Platz des späteren Ryder Cups stattfand. In dieser Hinsicht ist Europa viel professioneller, wenn es um den Ryder Cup geht. Wir tun viel mehr, um zu gewinnen.

Die Amerikaner haben mit Scottie Scheffler den besten Golfer der Welt in ihren Reihen, mit Bryson DeChambeau einen perfekten Ryder-Cup-Spieler und einen Kapitän, der entfernt mit mir verwandt ist. Mein Vaters Vater hatte elf Brüder, die einst alle nach Boston ausgewandert sind. So ist die Verwandtschaft mit den Bradleys zustande gekommen. Das allein macht ihn noch nicht zu einem guten Kapitän, aber er ist sehr leidenschaftlich und sicherlich die größte Geheimwaffe, die die Amerikaner haben. Denn er kann sein Team und die Fans entflammen.“

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