Das Tempo, das Frank Klawe vorgelegt hat, war rasant. Nachdem der ehemalige Unternehmer im April 2024 zum Präsidenten des Golfclub Bad Orb Jossgrund gewählt worden war, merkte er beim Blick auf die wirtschaftlichen Zahlen des Vereins, wie ernüchternd und bedrohlich die Lage ist. Um den Golfbetrieb auf der 18-Loch-Anlage in Jossgrund langfristig sicherzustellen, nahm er Kontakt zu Henning Strauss auf, zum Konzernchef von Engelbert Strauss im nahen Biebergemünd. Kein halbes Jahr später verkündete Strauss, Teile des Golfplatzes gekauft zu haben und umfangreiche Investitionen zu planen. Im Februar benannte sich der Golfclub gar in ALEA Golf Bad Orb Jossgrund um. Strauss‘ Ansprechpartner bei sämtlichen Erwägungen war stets Frank Klawe, der nun überraschend sein Amt als Club-Präsident niedergelegt hat.
„Vorstellungen unter einen Hut bekommen“
Auf der Internetseite des Clubs taucht Frank Klawe schon nicht mehr auf. Die Clubmitglieder erhielten die Nachricht, Klawe ziehe sich aus gesundheitlichen Gründen zurück. Die kommissarische Führung des Clubs hat nun Vize-Präsident Jens Hetterich übernommen. Was das für die weitere Verzahnung des Golfclubs mit ALEA bedeutet, ist noch nicht abzusehen. „ALEA und Henning Strauss haben ihre Vorstellungen und wir haben unsere“, sagt Hetterich. „Es wird sich zeigen, wie wir beides unter einen Hut bekommen.“
An diesem Samstag eröffnet nach umfangreichen Umbauarbeiten das frühere Clubrestaurant, das jetzt „Linas“ heißt und zur ALEA-Familie zählt. Es ist neben dem Abriss des bisherigen Verwaltungsgebäudes die bisher sichtbarste Änderung sowie Investition von Henning Strauss auf der Golfanlage. Wo jetzt noch der Schutt liegt, will ALEA den Winter über das neue Clubhaus errichten. „Ende Mai soll es fertig sein“, sagt Hetterich. Sein Vorstand stehe in regelmäßigem Austausch mit der Firma Strauss. „So ein Unternehmen im Hintergrund zu haben, ist schon ein riesiger Vorteil“, so der kommissarische Vorsitzende.

An den Zielen habe sich durch den personellen Wechsel an der Clubspitze nichts verändert, beteuert Hetterich, der seit 35 Jahren Clubmitglied ist: „Wir wollen einer der führenden Clubs der Region werden.“ Schon jetzt sei der Platz in einem Zustand wie nie zuvor, insbesondere die Grüns. Das sei unter anderem den vier neuen Maschinen zu verdanken, die der Club in diesem Jahr angeschafft habe. Indem Henning Strauss dem Club Grundstücke und Gebäude abkaufte, kam das notwendige Geld in die zuvor leere Clubkasse. Nur so konnte der Club auch sein Greenkeeping-Team auf fünfeinhalb Stellen aufstocken.
Noch kein signifikanter Mitglieder-Zulauf
Einen signifikanten Zulauf von Golferinnen und Golfern gab es in Bad Orb noch nicht, seitdem ALEA eingestiegen ist. Nur etwas mehr als 400 Mitglieder zählt der Club aktuell, nicht alle von ihnen zahlen den vollen Mitgliedsbeitrag. Fast dreimal so groß ist derweil die Zahl der Kommanditisten der Betriebsgesellschaft (GmbH & Co. KG). Sie spielen zum Großteil nicht mehr Golf, haben aber einst eine Aktie für bis zu 15.000 Mark gekauft oder geerbt und leben gewiss mit der Hoffnung, die Einlage in einer für die Golfanlage positiveren Zukunft wieder zu Geld zu machen.

Ob das ein realistisches Szenario ist, muss sich zeigen. Denn unklar ist, an welche Bedingungen Henning Strauss weitere Investitionen knüpft. Der Konzernchef hatte in Aussicht gestellt, die Driving Range zu modernisieren und einen Kurzplatz zu bauen. Sogar von einem Hotel am Golfplatz wurde gemunkelt. Es könnte jedoch sein, dass Strauss nicht bereit ist, Millionen in die Attraktivität der Golfanlage zu stecken, ohne dort auch juristisch Herr im Hause zu sein. Dass er für die Aktien einer wirtschaftlich notleidenden Golfanlage einen hohen Abstand zahlen würde, ist zumindest fraglich.
In dieser nicht einfachen Gemengelage hat Jens Hetterich die Führung des Golfclubs übernommen und auch die Rolle als Geschäftsführer der GmbH & Co. KG. „Ich möchte Verantwortung übernehmen und den Betrieb hier in geordnete Verhältnisse führen“, sagt er. Die nächsten Vorstandswahlen finden im kommenden Mai statt.