Wer ein Hotelzimmer oder einen Platz im Flugzeug bucht, hat bereits bezahlt, bevor er eincheckt oder abhebt. Vorkasse gilt in vielen Bereichen des Lebens als selbstverständlich – beim Buchen von Startzeiten für eine Runde Golf jedoch nicht. Der Golf Club Würzburg möchte das ändern und setzt seit Kurzem entsprechende Anreize: Greenfee-Rabatt bei Vorkasse. Wer seine Startzeit bei der Buchung direkt bezahlt, profitiert von einem reduzierten Tarif. Der Club belohnt zudem frühzeitiges Buchen.
„Eine Startzeit ist eine verderbliche Ware wie etwa eine Hotelübernachtung oder ein Sitzplatz auf einem Flug“, sagt Clubpräsident Bernhard May. „Mir soll mal einer erklären, was dagegen spricht, dass auch Golfanlagen mit verschiedenen Tarifen arbeiten.“
Im Golf Club Würzburg wird deshalb neuerdings zwischen Business- und Eco-Tarif unterschieden. Business entspricht dem klassischen Reservierungsprozedere mit Bezahlung vor der Runde im Clubsekretariat – zum vollen Greenfeepreis, aber mit voller Flexibilität bei der Stornierung. Den reduzierten Eco-Tarif erhält, wer bei der Buchung direkt bezahlt. Diese Zahlung ist allerdings nicht stornier- oder erstattbar. Sie liegt 10 Euro unter dem Business-Tarif: wochentags bei 80 statt 90 Euro, an Wochenenden bei 90 statt 100 Euro für 18 Löcher.
Bernhard May hofft, dass andere Golfanlagen folgen
„Wir haben diesen Ansatz jetzt mal in der Branche platziert“, sagt Golfanlagenbetreiber May. Es sei gewissermaßen ein Testballon. Dass die technische Umsetzung aufwendig und ergo nicht günstig ist, daraus macht er keinen Hehl. May sagt, er könne sich ein noch ausgefeilteres Preismanagement vorstellen. Die Kosten einer maßgeschneidert programmierten Lösung stünden für eine einzelne Golfanlage aber in keinem Verhältnis zum Ertrag. So hofft der Präsident der Leading Golf Clubs of Germany, dass andere Golfanlagen dem Würzburger Beispiel folgen. Mangelnde Verbindlichkeit dürfte schließlich auch für andere Clubs ein Ärgernis sein.
Wie groß der Umsatzausfall durch „No-Shows“ für Golfanlagen in Deutschland ist, dazu gibt es laut dem Bundesverband Golfanlagen e.V. keine validen Zahlen. BVGA-Geschäftsführer Thomas Hasak macht aber eine beispielhafte Rechnung auf:
„Wenn eine Runde Golf im Durchschnitt 60 Euro Greenfee kostet und einem Club etwa 1.000 Buchungen pro Jahr kurzfristig ausfallen, dann ergibt das einen Umsatzausfall von 60.000 Euro.“ Golfanlagen, die zum Beispiel die Hälfte der Buchungen per Vorkasse schon vereinnahmt hätten, stünden wirtschaftlich deutlich besser da. „Allerdings ist unsere Branche mit Innovationen sehr zurückhaltend“, sagt Hasak selbstkritisch.
BVGA-Chef Hasak: „Viele Argumente sprechen dafür“
Der BVGA-Chef schaut gespannt auf die Würzburger Initiative. „Viele Argumente sprechen dafür, diesen Weg zu gehen“, betont er. Immerhin seien die Leute, die Greenfees buchen, dieselben, die sonst auch ohne Weiteres Flüge oder Hotelzimmer per Vorkasse begleichen.
„Wenn höhere Gewalt im Spiel ist und es auf der Runde nach drei oder vier Löchern anfängt zu blitzen und zu donnern, dann geben viele Golfclubs ihren Gästen einen Gutschein, um wiederzukommen“, weiß Hasak. Das sei aus Kundensicht eine gute Lösung. Dass der Kunde das Ausfallrisiko trägt, wenn der Grund bei ihm liegt, sei nur fair. Auf vielen touristischen Golfanlagen ist das laut Hasak schon heute gang und gäbe.
„Wir sind mit unserem Vorstoß jetzt erst einmal der grüne Pinguin, der auffällt“, sagt Bernhard May. Sein Ziel sei es, über den Greenfee-Rabatt bei Vorkasse mehr Verbindlichkeit bei den Kunden zu erreichen. Anpassungen bei den Tarifen sowie Buchungsregularien sind laut May durchaus denkbar, wenn die Erfahrungen dies nahelegten – und genügend andere Golfanlagen sich anschließen. Zeitnah wolle er seine Idee schon einmal im Rahmen der Leading Golf Clubs of Germany präsentieren und diskutieren.