Plötzlich hatten die Eagle Golfers Dribbdebach ihren eigenen Golfplatz. Nicht offiziell, aber faktisch. Als Golf absolute Ende 2016 den Betrieb im Inneren der Frankfurter Galopprennbahn einstellte, machten sie einfach weiter. Eine verschworene Gruppe von Golfenthusiasten, die ihren geliebten Heimatplatz nicht aufgeben wollte. „Wir haben auf dem geschlossenen 9-Loch-Golfplatz dann in Eigenregie weiter Golfturniere veranstaltet“, erinnert sich Paul Löw und schmunzelt bis heute darüber. Wir, damit meint er die Mitglieder des Vereins Eagle Golfers Dribbdebach, den er und sieben Mitstreiter bereits 2015 gegründet hatten, als es die ersten Anzeichen für das Ende des Rennbahn-Golfplatzes gab.
Legendäre Treffen am Halfway-Haus
Die Herrengolfer und Feierabendhacker – ein harter Kern von 30 bis 40 Personen – wollten nicht, dass die Übernahme des Geländes durch den Deutschen Fußball Bund (DFB) auch das Aus für ihre Gemeinschaft bedeutete. Ein Zusammenhalt, der auch dank „legendärer Treffen“ am Halfway-Haus entstand, berichtet Löw. „Das durfte nicht auseinanderbrechen, darum haben wir den Verein gegründet.“
Wie ernst es ihnen war, bewiesen sie, als der Rasen auf der Rennbahn zwangsläufig dem Himmel entgegen wuchs. „Auf den Grüns war Putten kaum noch möglich“, erzählt Peter Leschhorn, kein Gründervater, aber doch ein Eagle der ersten Stunde. „Wir haben dann zusammengeschmissen und einen Grünsmäher gekauft.“ Nicht irgendein läppisches Ding, sondern ein Profigerät mit drei Spindeln, zum Draufsitzen, gebraucht für 4200 Euro, aus Oberbayern, auf einem Hänger nach Frankfurt geschafft.

Es war ein kleines Wintergolfmärchen. Mit dem neuen Gefährt brachten die Eagle Golfers ihren dem Schicksal abgetrotzten Platz wieder auf Vordermann. Jeder durfte mal mähen. Putten war wieder möglich – und damit die Fortführung des klandestinen Turnierbetriebs. Bis nach drei Monaten der Spaß ein Ende hatte. Wie sie aufgeflogen waren? Ein Golflehrer hätte vor lauter Euphorie, man könnte auch sagen: im Rennbahn-Rausch, das unwirkliche Treiben in den sozialen Medien freimütig ausgebreitet. „Wenige Tage später war der Platz mit einem Bauzaun abgesperrt“, bedauert Peter Leschhorn.
Das Vereinslogo enthält die Frankfurter Insignien
Damit endete die Ära von Golf auf der Galopprennbahn. Nicht aber die Geschichte der Eagle Golfers Dribbdebach, die durch die kurze Episode als Golfplatzbetreiber nur noch verschworener wurden. Für Heimatplatz und Handicapverwaltung schlossen sie sich verschiedenen anderen Golfclubs an. Einige wie Paul Löw oder der Eagles-Vorsitzende Jens Fischer kamen unweit der Rennbahn im Frankfurter Golf Club unter. Manche blieben Golf absolute treu; Peter Leschhorn und andere spielen inzwischen in der Golfabteilung von Eintracht Frankfurt. „Neben dem Spaß am Golf verbindet uns Eagles die Liebe zur Eintracht“, erklärt Leschhorn. Das Vereinslogo trage bewusst die wichtigsten Frankfurter Insignien: den Adler und das Gerippte. Warum Dribbdebach? So nennt der Frankfurter alles, was südlich vom Main liegt, darunter die Stadtteile Sachsenhausen und Niederrad, wo die Keimzelle der Eagle Golfers liegt.

Rund 80 Mitglieder hat der Verein zehn Jahre nach seiner Gründung. Clubmeisterschaft, Jahres-Matchplay und eine gemeinsame Golfreise im Herbst gibt es schon seit den Anfängen. Auch in diesem Jahr, dem Jubiläumsjahr, haben die Eagle Golfers Dribbdebach eine Tour durch zahlreiche Golfclubs der Rhein-Main-Region veranstaltet, wie immer mit Live-Scoring. Das ist nicht unwichtig, weil man bei den Eagle Golfers besser nicht Letzter wird. „Wir haben im Laufe der Jahre schon ganz verschiedene Schmähpreise gehabt“, berichtet Peter Leschhorn, im erweiterten Vereinsvorstand für Events zuständig. Neben einem riesigen Holzphallus aus Thailand habe es auch mal einen Trainingsanzug von Bayern München gegeben, den der jeweilige Tagesletzte beim Abendessen zu tragen hatte. „Bei einem Gala-Dinner-Abend in Faro wurde Holger Steinbach vom Hotelpersonal wegen unpassender Kleidung abgewiesen“, sagt Paul Löw und lacht.
Eagle Golfers Dribbdebach sehen sich als „Mitmachverein“
Die Nase gerümpft haben auch schon ein paar Eagle Golfers selbst – als es um die Aufnahme neuer Mitglieder ging. Also von Golfern, die nicht schon in den legendenbildenden Jahren auf der Rennbahn dabei waren. „Wichtig ist, dass die Neuen reinpassen“, betont Peter Leschhorn, „Schließlich sind wir ein Mitmachverein und brauchen keine Mitglieder, die sich als Kunden und den Verein als Dienstleister sehen.“

In Andenken an ihren verstorbenen Vereinskameraden Heinz Kuhn gibt es bei jedem Turnier der Eagle Golfers Dribbdebach den sogenannten „Heinz Bunker“. Wer drin landet, leistet eine Spende. Am Jahresende stiftet der Verein das gesammelte Geld für einen guten Zweck. Etwas, das im Sinne von Heinz Kuhn ist, der einst auf der Rennbahn zu einem Bunker von Loch zwei ein inniges Verhältnis pflegte und als „Bunker Heinz“ galt. Im Rennbahnpark sind die Konturen seines Bunkers noch immer zu erkennen. „Genau dort haben wir uns am 7. Oktober getroffen, um unser Jubiläum zu feiern“, berichtet Peter Leschhorn.
Ein Unikum unter den Golfclubs dürfte der König sein, den die Eagles traditionell auf ihren Reisen ausspielen. Angefangen in St. Wendel, wo Peter Leschhorn 2016 triumphierte. Nach einigen Trips an die Algarve führt die jährliche Reise der Eagles inzwischen nach Belek, wo aus dem König ein Sultan wurde. Aktueller Regent ist Henning Gebhardt. Mit Blick auf das luftige Gewand (aus Diskretion keine Bilder) wird klar: Bei den Eagles liegen Gewinnen und Verlieren nicht weit auseinander.
















