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Caddiemeister: Einer der letzten seiner Art

„Ich habe den besten Job der Welt“, sagt Caddiemeister Carsten Burkhardt. Im Frankfurter Golf Clubs führt er zwar keine Caddies mehr. Aber die Golfer lieben ihn für seine Hilfsbereitschaft.

Caddiemeister Karsten Burhardt im Frankfurter Golf Club
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Er macht zwar alles, wirklich alles für den Frankfurter Golf Club, aber als Model musste er noch nie ran. Fotos aber müssen sein, wenn Mitte Fairway anrückt. Unkommentiert bleibt das nicht: „Unser wichtigster Mann“, rufen die Mitglieder dem Fotografen zu, auf dem Weg zu Tee 1. Das hat Carsten Burkhardt schon öfter gehört, aber es geht doch immer wieder runter wie Öl. In der Tat ist der Frankfurter Golf Club ohne Burkhardt schwer denkbar. Er ist das berühmte „Mädchen für Alles“, der Hausmeister, vielleicht würde facility manager ganz gut passen. Das hat aber dem FGC nicht so gut gefallen. Also haben sie ihn „Caddiemeister“ genannt.

Carsten Burkhardt ist ein handwerklicher Alleskönner

Das war auch die Überschrift der Jobbeschreibung, als sich Carsten Burkhardt im Herbst 2019 vorstellte. Einen wie ihn brauchten sie: gelernter Schreiner mit reichlich Berufserfahrung und zwölf Jahre im Baumarkt tätig – ein handwerklicher Alleskönner. Was der heute 54-Jährige damals noch nicht ahnte: Dieser Job ist ihm wie auf den Leib geschneidert.

Da gibt es die alltägliche Routine: 1. Alarmanlage aus, 2. Umkleiden checken, 3. ab zur Driving Range. Ballautomaten, Sammelroboter kontrollieren. Da gibt es aber auch das, was ihn unverzichtbar macht. „Da kommt schon mal ein Mitglied mit verweinten Augen, weil der Hund gestorben ist. Der will dann einfach mal in den Arm genommen werden“, erzählt Burkhardt. Und „wie bin ich froh, dass Du da bist“, hört er spätestens dann, wenn das Auto nicht mehr zu öffnen ist, weil blöderweise jetzt der Autoschlüssel im Kofferraum liegt. Denn sogar Autos öffnen kann Burkhardt. Selbstverständlich nur für Mitglieder. „Oder wenn die Knopfzelle des Porscheschlüssels macht schlapp, für so was hab ich immer Ersatz“, meint Burkhardt, dessen kleines Reich direkt neben dem Pro Shop liegt.

Nach einer Knopfzelle und allen anderen Kleinigkeiten muss er nicht lange suchen. Bei ihm hat alles seine Ordnung. Die einzige Unordnung bringen die vielen vergessenen Schläger, Hauben, Jacken, Schuhe, Mützen, Uhren, Ketten, Ringe usw. „Die bewahre ich ein halbes Jahr auf, dann wird das weggeworfen. Verkaufen würde ich das nie“, erklärt er. Das ist sowas wie Ehrensache für den Caddiemeister.

Einst gab es bis zu 60 Caddies im Frankfurter Golf Club

Ein Beruf mit Tradition, auch wenn es ihn de facto nicht mehr gibt. Wohl aber früher, in den 50er- und 60er-Jahren. So erzählt Klaus Veith, einst Caddie im Frankfurter Golf Club, später Bundesliga- und sogar Nationalspieler, viele Jahre lang Platzwart und Vorstandsmitglied im FGC: „Ein Teil der sportlichen Erfolge unseres Clubs gehen auf frühere Caddies zurück.“ Er erinnere sich an Zeiten, in denen es in Frankfurt 50 bis 60 Caddies gab, und selbst die hätten eigentlich nicht gereicht. In vielen Fällen seien das Kinder und Jugendliche aus Einwanderer- und Arbeiterfamilien gewesen, die in Niederrad wohnten und sich durchs Tragen der Golftaschen ein paar Mark verdienen wollten. „Der Caddiemeister hat uns beigebracht, was wir wissen mussten und uns eingeteilt“, erinnert sich Veith. Und ein paar Mark extra gab es dann noch fürs Putzen der Schläger.

Längst haben Trollies den Caddie ersetzt. In keinem deutschen Golfclub gibt es mehr Taschenträger. Caddiemeister ohne Caddies ist Carsten Burkhardt. Aber er hilft immer noch gerne, wenn ihn zum Beispiel betagte Golferinnen und Golfer bitten, ihre Schlägertasche samt Wagen aus den Schließfächern zu holen und aufzubauen. „Und wenn nach dem Spiel einer kommt und mich bittet alles sauber zu machen, dann bin ich mir dafür absolut nicht zu schade“, meint Burkhardt.

Der Caddiemeister ist auch mal Baby- oder Hundesitter

Er macht das immer unentgeltlich, lehnt eine kleine Aufmerksamkeit aber auch nicht ab. Auch dann nicht, wenn ihm Spieler für eine 9-Loch-Runde eine Leine samt Hund in die Hand drücken. Babysitter kann er auch. „Die Kids nehme ich dann im Buggy auf meine Tour mit. Die haben immer einen riesigen Spaß“, freut sich Carsten Burkhardt. Da müssen zum Beispiel Zweige, manchmal auch Äste weggeräumt, Müll gesammelt und Mülleimer geleert werden. Preise für Turniere und Getränke zu holen, auch das gehört zu seinem Job. Unterstützung erhält Burkhardt von zwei Mini-Jobbern: Damaso Garcia und Jürgen Chmielinski, Burkhardts Vorgänger, der dem FGC treugeblieben ist.

Alles macht der Caddiemeister allerdings nicht. Einen Duschkopf ersetzen oder einen neuen Siphon einbauen, ist für Carsten Burkhardt kein Ding. Wenn es aber um größere Renovierungen geht, dann ist er es, der die entsprechenden Handwerker bestellt. Der Frankfurter Golf Club lässt ihm da freie Hand, er hat sich das volle Vertrauen erarbeitet. Das gilt auch für die Arbeitszeiten. Spätestens um 5.30 Uhr ist er auf der Anlage, aber wenn die Arbeit erledigt ist, dann fährt er wieder zurück in seine Wiesbadener Wohnung.

Burkhardt: „Ich habe den besten Job der Welt“

Die vertraglich geregelte 40-Stunden-Woche steht ohnehin nur auf dem Papier. „An Turniertagen bin ich manchmal noch früher da und manchmal nicht vor 22 Uhr zuhause“, sagt Burkhardt und beklagt sich dabei kein bisschen. Spätestens wenn er am anderen Morgen, bevor er eine Hand rührt, mit einer Tasse Kaffee auf der Bank am ersten Abschlag sitzt und für zehn Minuten „der Natur lauscht“, weiß er, er ist angekommen.

„Ich habe den besten Job der Welt“, freut sich Carsten Burkhardt über jeden Tag in Diensten des Frankfurter Golf Clubs. Als Caddiemeister. Von denen es in Deutschland wohl keine Handvoll mehr gibt. Aber selbst wenn es noch Hunderte gäbe, Carsten Burkhardt wäre ganz sicher einer der glücklichsten.

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