Acht Bahnen sind gespielt, aber den Eheleuten Schmidt und Diefenbach gehen die Getränke aus. „Wir haben zehn Bier mitgenommen, aber das wird nicht reichen“, bedauert Torsten Diefenbach. Gerade haben seine Flightpartner, Florian Schmidt und dessen Frau Vera, ein Eagle gespielt. Das muss gefeiert werden. Möglichst noch bevor die nächste Herausforderung wartet: ein Nearest-to-the-Pin aus rund 50 Metern, zu spielen mit einem Tennisschläger, standesgemäß mit zwei Aufschlägen. Florian Schmidt, Handicap 3,6, macht einfach da weiter, wo er aufgehört hat. Nach einem Schluck aus der Bierdose bugsiert er seinen Golfball mit einem Vorhand-Lob auf etwa drei Meter Entfernung an die Fahne. Cheers!
Erst Golf querfeldein, dann Bratwurst und Bier
Bei so viel Präzision verbietet sich eigentlich die Frage: Alkohol und Golf, verträgt sich das? Beim Querfeldein-Turnier des Golf-Club Main-Taunus gehören Schmidts und Diefenbachs zu den wenigen, die das Turniermotto „Bier & Birdies“ in seiner Reihenfolge respektieren. Die Delkenheimer Greenkeeper haben eingeladen, 68 hartgesottene Mitglieder sind gekommen – denn es ist frisch und zudem Regen angesagt. Gemeinsam frühstücken, im Zweier-Scramble eine 18-Loch-Runde kreuz und quer über den Platz drehen, abschließend Bratwurst und Bier in der Maschinenhalle der Platzarbeiter.
Turniere mit möglichst abenteuerlichen Schlägen über Teiche, Baumreihen und Büsche, die vor allem dem Amüsement gelten, gibt es in einigen Golfclubs. Aber der Golf-Club Main-Taunus beschließt mit seinem Querfeldein-Turnier auch eine Saison, in der Verein und Betreibergesellschaft große Unsicherheit hinter sich lassen konnten. Mehrere Gerichtsprozesse zur Beitragspflicht für Aktieninhaber konnten die Delkenheimer gewinnen. Zwischenzeitlich war darüber spekuliert worden, ob die Anlage finanziell in die Knie gehen würde. Golfplatzbetreiber Hermann Weiland bekundete öffentlich sein Interesse.
Beim Querfeldein-Golf sind nur vier Schläger erlaubt
Die Korken knallen nun allerdings im Golf-Club Main-Taunus. Sehr zur Freude von Platzvorstand Horst Brill, der den irrsinnigen Bahnenverlauf des Tages zusammen mit seiner Frau Sonja erdacht hat. Mit einer Regel haben sie den Spaß noch verschärft. Neben einem Putter dürfen die Spielerinnen und Spieler nur drei weitere Schläger im Bag tragen. Drei Bahnen liegen auf dem noch jungen Kurzplatz, eine andere führt über den neuen 13.000 Kubikmeter fassenden Speicherteich, in dem der Club Oberflächenwasser für die Beregnung des Platzes sammelt. Das Querfeldein schlägt auch eine Brücke zwischen den jüngsten Errungenschaften des Clubs. „Ein Highlight ist die heutige Bahn 15“, erklärt Horst Brill. Vom orangen Tee der regulären Bahn 7 muss der Ball über einen großen Teich und hohe Baumkronen blind aufs Fairway der 8 gespielt werden. Na, dann mal Prost!




Tim und Achim Heun haben erst fünf Löcher gespielt und schon zwei Birdies sowie ein Eagle auf der Scorekarte. „Oh je, wenn ich darauf jetzt einen trinken müsste, würde ich sofort müde werden“, weiß Achim Heun und winkt ab. Er will unmöglich seinen Sohn enttäuschen. Der hat kürzlich mit der Herrenmannschaft des Clubs im Scramble eine 50 gespielt – solche Ansprüche gebieten Zurückhaltung.
An 364 Tagen im Jahr gilt Alkoholverbot auf dem Platz
Im Flight von Präsident Stephan Ziegler betont auch Kardiologe Eckart Listmann mit einem Schmunzeln, dass das unmittelbare Zusammenspiel von Alkohol und Golf aus seiner Sicht kein Erfolgsrezept sei. An 364 Tagen im Jahr gilt auf dem Platz des Golf-Club Main-Taunus ohnehin Alkoholverbot. Das liege aber nicht an einer allgemeinen Sorge um den Score, erklärt Platzvorstand Horst Brill. „Es wurde hier irgendwann zu bunt mit einigen Amerikanern, deren leere Flaschen sich schon nach zwei, drei Löchern stapelten“, sagt er. An einem „Bier & Birdies“, einmal im Jahr, gebe es allerdings nichts auszusetzen. Hoch die Tassen!

„Der Club atmet jetzt spürbar auf, weil die finanziellen Unsicherheiten beseitigt sind“, freut sich Präsident Ziegler – genauso wie über einen deutlichen Zulauf an Mitgliedern. „Mehr als 140 neue Golferinnen und Golfer haben wir in diesem Jahr unter anderem durch unsere Schnuppermitgliedschaft für uns gewonnen.“ Mitglied Torsten Diefenbach teilt diese Freude und lässt sich weder vom einsetzenden Nieselregen noch von der inzwischen akuten Biernot die Laune verderben: „Der neue Vorstand hat unseren tollen Club wiederbelebt.“ Spätestens nach der Runde, in der Maschinenhalle, werde er darauf mit den anderen Mitgliedern anstoßen.
















