Manche können gut Skifahren, andere sind wiederum starke Golfer. Niemand aber beherrscht diese beiden Sportarten im Verbund so gut wie Antje Heissel. Dies bewies die im dritten Jahr als Golflehrerin im Golf-Club Neuhof tätige Frankfurterin in Zell am See-Kaprun erneut eindrucksvoll. Zum zweiten Mal in Folge wurde die erfolgreiche Golferin aus Hessen in den österreichischen Alpen Ski & Golf-Weltmeisterin. „Es war wunderschön. Bei der Siegerehrung bekam ich auf der Bühne eine Champagner-Dusche wie nach einem Formel 1-Rennen. Und erhielt einen riesigen, 25 Kilogramm schweren Pokal aus Glas“, schwärmt die Weltmeisterin.
Die Idee zum Wettbewerb entstand schon 1969
Die Idee, einen Wettbewerb – damals noch keine Weltmeisterschaft – zu kreieren, bei dem zwischen Gletscher und Grün sowohl der Skischwung als auch der Golfschwung entscheidet, hatten 1969 die Gasteiner Peter Boric und Günter Patzner. Die Teilnehmer sollen sich zum einen beim Riesentorlauf am Berg und zum anderen beim Golfspielen im Tal beweisen. Von Beginn an war es Teil des Konzeptes, ehemalige Sportstars einzuladen, die gemeinsam mit den Hobbysportlern um den Sieg kämpfen.
Gleich beim ersten Turnier setzte sich der siebenfache Ski-Weltmeister und dreimalige Olympiasieger Toni Sailer durch, der auch ein ordentlicher Golfer war. Seit rund 20 Jahren wird eine Weltmeisterschaft ausgetragen. In den vergangenen Jahren bildete Zell am See-Kaprun die Kulisse für dieses Spektakel. Die Gemeinden im Salzburger Land sind berühmt für ihre atemberaubende alpine Landschaft und erstklassige Sportmöglichkeiten.

125 Athleten aus zwölf Nationen traten in diesem Jahr an, um den begehrten und einzigartigen Titel des Ski & Golf Weltmeisters zu erobern. Um teilzunehmen, muss man mindestens ein Handicap von +18 haben oder ein Teaching- beziehungsweise Playing-Professional sein sowie einen Riesenslalom gut bewältigen können.
Riesenslalom im Gletscherskigebiet
Der Startschuss beim Skifahren fiel auf 3000 Metern Höhe im Gletscherskigebiet Kitzsteinhorn. Für den Riesenslalom wurde ein Kurs abgesteckt, der in rund einer Dreiviertelminute bewältigt werden konnte. Die jeweilige Zeit des Skirennens, genauer gesagt: die Sekunden wurden mit drei multipliziert. Das Ergebnis wurde dann als Schlagzahl eingetragen. Wer das Ziel nicht erreicht hatte, wurde mit 60 Sekunden, also 180 Schlägen, bewertet.
Die 27-jährige Hessin liebt den Wettkampf. Bei der German PGA Teachers Championship 2024 in Bad Saarow schaffte sie als einzige Frau den Cut und war auf der letzten Bahn sogar noch als Führende unterwegs. Durch ein Doppelbogey fiel sie noch auf Rang vier zurück. In Zell am See/Kaprun hatte Antje Heissel mit den Tücken des Par 72-Platzes allerdings keine Schwierigkeiten. Mit Runden von 71 und 70 blieb sie insgesamt drei Schläge unter Par – um zwei Schläge besser als der beste Mann. Auf die zweitbeste Dame, die Schweizerin Tina Sophia Honnef, hatte sie sogar sechs Zähler Vorsprung. Bei den Herren holte sich den Titel Sam Maes. Das im Weltcup startende Mitglied der belgischen Ski-Nationalmannschaft (Golf-Handicap +1) benötigte zwischen den Stangen 36,49 Sekunden und spielte dann starke Runden von 70 und 75 Schlägen.

„Erst einmal zwischen die Tore geschickt wurden die Ski-Asse, die schon FIS-Punkte errungen hatten, dann die besten Herren aus dem Vorjahr, danach kamen die Damen“, so Heissel. „Ich konnte früh an den Start gehen, da war die Piste in einem sehr guten Zustand.“ Die Neuhöferin erzielte mit 46,29 Sekunden die fünftschnellste Zeit bei den Damen. Seit ihrer Kindheit sei sie jedes Jahr mit ihrer Familie Skifahren gewesen, berichtet Heissel. „Vor drei Jahren habe ich mir eigene Skier gekauft und angefangen, mit einem Freund zu trainieren. Dass ich mich gesteigert habe, konnte ich feststellen, als ich vor Kurzem das erste Mal schneller war als meine beiden Brüder, mit denen ich jedes Jahr Spaßrennen fahre.“
Das Golfturnier der Ski & Golf Weltmeisterschaft fand auf der 36-Loch- Anlage des Golfclub Zell am See-Kaprun statt. Der Leading Golf Course bietet mit seinem Blick auf den majestätischen Gletscher eine spektakuläre Kulisse. „Ein wunderschöner, aber schwieriger Platz“, findet Heissel. „Trotz der vorangegangenen Regentage waren die Grüns super bespielbar. Der Kurs erfordert eine gewisse Länge vom Abschlag, aber vor allem eine große Präzision, denn das Rough ist rechts und links sehr hoch, die meisten Grüns sind durch Bunker verteidigt und die Bälle landen oft im Wasser“, so Antje Heissels Einschätzung.
Antje Heissel zwei Schläger vor dem besten Mann
Antje Heissel sorgte schon im vergangenen Jahr für Aufsehen, als sie ihre Ausbildung zur Golflehrerin mit der Note 1,09 abschloss. Noch nie in der Geschichte der PGA of Germany, des Berufsverbands der Golfprofessionals, gab es nach der dreijährigen Ausbildung zum Fully Qualified Professional einen besseren Wert. Wahrscheinlich werden weitere Erfolge folgen: Im kommenden Jahr wird die Golflehrerin bei der Ski & Golf Weltmeisterschaft wieder als Titelverteidigerin antreten.