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Wie Deutschlands erster Royal Golf Club verschwand

Nicht in Bad Homburg, sondern in Darmstadt entstand 1892 Deutschlands erster royaler Golfclub – doch seine Geschichte endet tragisch: Ein Flugzeugabsturz im Jahr 1937 leitet den Niedergang ein.

Erster Golfclub Darmstadt
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Deutschlands erster Royal Golf Club – wer das liest, denkt sicher an Bad Homburg. Die Golfgeschichte und historische Quellen jedoch lehren uns etwas anderes. In der fünften Ausgabe des britischen Golfing Annual von 1891/92 wird nur ein Deutscher Golfclub aufgeführt, nämlich der Darmstadt Golf Club, gegründet im Februar 1892, unter dem Patronat des Großherzogs von Hessen-Darmstadt. Letzterer wird hier mit „H.R.H.“ (His Royal Highness) aufgeführt, was den Darmstadt Golf Club damit zum „Royal Golf Club“ macht, auch wenn der Name Großherzoglicher Golf-Klub Darmstadt erst später, nämlich 1911 auftaucht. Dieser ursprünglich westlich des Main-Neckar Bahnhofs, des heutigen Hauptbahnhofs, auf dem Exerzierplatz gelegene Golfplatz geht jedoch nach einigen Jahren wieder ein. 

1911 kommt es zur Wiederauferstehung des Golfsports in Darmstadt mit der Gründung des Großherzoglichen Golf-Klub Darmstadt. Dieser wird 1912 in den Deutschen Golf Verband aufgenommen wird. Der Verein zählt damit zu den 15 Golfclubs, die in Deutschland vor dem Ersten Weltkrieg gegründet worden sind. Davon bestehen zwölf Clubs bis heute.

Golf sei „ein Spiel für Jünglinge und Jungfrauen, Männer und Frauen jeden Alters und Standes“, so die Worte von Prinz Heinrich von Preußen bei der Clubgründungsversammlung im November 1911. Der Club legt eine großzügige Spielstätte an. Dort erinnert heute lediglich der Kleingartenverein „An den Golfplätzen“ daran, dass auf dem Gelände vor 100 Jahren Golf gespielt wurde. Durch eine Waldschneise, in der einst die Bahnen 14 und 15 lagen, führt heute eine Zufahrtsstraße zum Stadion am Böllenfalltor, die Heimstätte des Fußballvereins SV Darmstadt 98.

Vom Golf-Klub Darmstadt hat nur das Clubhaus überlebt

1913 berichtet Lawn-Tennis und Golf über die „rührige Tätigkeit“ des Vorstands, der sich aus Oberhofmarschall [Reinhold] Freiherr von Ungern-Sternberg, Geheimrat Dr. Koch, Generalleutnant Cleve und Hofbuchdruckereibesitzer R.L. Wittich zusammensetzt. Diese Herren treiben den Bau der Anlage nahe dem heutigen Merck-Stadion voran. Im Herbst 1912 weiht der Club den neuen Golfplatz ein. Auch das „reizende“ Clubhaus ist bald schon vollendet. „Wie ein Schmuckkästlein von künstlerisch intimem Reiz“ sei das Heim des Golfclubs in die herrlich schöne Landschaft hineingestellt, schreibt der Autor des Zeitungsberichts. Die Entwürfe stammen von Architekt Eugen Seibert, der nach seinem Studium an der Technischen Hochschule Darmstadt in das Architekturbüro Mahr und Markwort eingetreten war. Noch heute ist das äußerlich wenig veränderte Clubhaus Mittelpunkt des Tennis- und Eisclub Darmstadt e.V. TEC.

Dieses Clubheim, welches heute zwischen den Tennisplätzen (Osten), einem Kunstrasenplatz des SV Darmstadt 98 (Westen) und einem Rasentrainingsplatz (Norden) in der Traisaer Straße liegt, verfügt damals wie heute über eine zu den Tennisplätzen ausgerichtete Front. Die nicht mehr existente Westseite des Clubhauses zeigte einst auf das neunte Grün des 13 Hektar großen Golfplatzes. Architekt des Golfplatzes war ein Londoner Experte.

Neun-Loch-Platz mit Spielbahnen bis zu 300 Metern

Der Neun-Loch-Platz ist damals südlich und östlich vom Wald eingeschlossen. Auch der erste Abschlag liegt, wie es sich gehört, unmittelbar am Clubhaus. Die 150 bis 300 Meter langen Spielbahnen führen bis zum Wald, verfügen über Wassergräben und Sandhügel als Hindernisse und ein Spargelfeld, dessen Beseitigung am Widerstand des Besitzers scheiterte. Der Golf-Klub Darmstadt hat 1913 etwa 110 Mitglieder – damals eine übliche Zahl für einen Golfclub.

Am 29. September 1914 berichtet der Englische Pro des Großherzoglichen Golf-Klub, C.W. Culling, im American Golfer, dass er nichts zu tun habe, der Club geschlossen sei und es nicht geplant sei, das Spiel wieder aufzunehmen. Zuvor hatten sich Culling und seine Frau, die für das Clubrestaurant verantwortlich war, allerdings geweigert, Darmstadt zu verlassen, wie der American Golfer im Mai 1915 berichtet. Anfang November 1914 wird Culling ins Engländerlager nach Ruhleben bei Berlin eingeliefert, seine Frau reist nach England ab und das persönliche Hab und Gut wird im Clubhaus eigelagert, was dem Club erhebliche Kosten spart. Da auch niemand mehr das Gras mäht, verbleibt nur die Hoffnung auf einen Neuanfang nach Beendigung des Krieges.

Club verliert nach Krieg Land von vier Bahnen

Nach dem Ersten Weltkrieg geht das für die ehemaligen Löcher sechs bis neun genutzte Land verloren, sodass die verbleibende Fläche eigentlich zu klein für einen anständigen 18-Loch-Golfplatz ist und es völlig unübersichtlich viele sich kreuzende Fairways gibt. Das ehemalige neunte Vorkriegsgrün überlebt als Übungsgrün vor der rückseitigen Clubhausterrasse. Der Club selbst erreicht seinen Höhepunkt 1925 mit 134 Mitgliedern, während in den nachfolgenden Jahren die Zahl der Mitglieder stetig auf 118 (1928), 115 (1929), 80 (1932), 66 (1933), 62 (1936), 52 (1937) und 42 (1939) sinkt. Gemäß den Jahrbüchern des Deutschen Golf Verbandes verfügt der Golfplatz ab 1936 nur noch über sechs bespielbare Löcher.

Während der 1930er Jahre ist Robert Freiherr Löw von und zu Steinfurth zunächst Vorsitzender und dann „Clubführer“, nunmehr der neuen Terminologie der Nationalsozialisten folgend. Entsprechend ist auch der Name „Großherzoglich“ nicht mehr zeitgemäß und 1937 erfolgt die Umbenennung in Golf-Club Darmstadt e.V.

Großherzogliche Familie verunglückt bei Flugzeugabsturz

Am 16. November 1937 prallt in der belgischen Küstenstadt Ostende eine Propellermaschine im Nebel gegen einen Fabrikschornstein und stürzt ab. Alle elf Insassen kommen ums Leben. Bei dem Unglück wird mit einem Schlag fast die ganze großherzogliche Familie des Hauses Hessen-Darmstadt ausgelöscht. Sie ist es, die die Schirmherrschaft über den ersten deutschen Royal Golf Clubs trägt. Damit erfolgt de facto das Ende der großherzoglichen Protektion.

Auch wirtschaftlich geht es für den Club abwärts und auf der Mitgliederversammlung am 27. Februar 1942 vermeldet der Club, dass das Clubhaus zum 1. Oktober 1941 für 6.000 Reichsmark an den Tennis- und Eis-Klub Darmstadt veräußert wurde und zum Beginn der Tennissaison 1942 vollständig geräumt werden muss. Sodann beschließt der Club seine Auflösung, wie die Deutsche Golfzeitung am 15. Mai 1942 berichtet.

Der heutige, im Juli 1973 als Golf-Club Darmstadt gegründete Verein knüpft namensmäßig direkt an den 31 Jahre zuvor aufgelösten Club an. 1981 erfolgt die Umbenennung in Golf-Club Darmstadt Traisa und seit 1994 führt der Club stolz das an die großherzogliche Tradition erinnernde Wappen als Clubemblem.

Über den Autoren

Christoph Meister ist der vielleicht renommierteste Golfhistoriker Deutschlands. Er hat als Autor zu zahlreichen Jubiläums-Publikationen beigetragen, u.a. zu „100 Jahre Frankfurter Golf Club“ oder „125 Jahre Golf in Berlin und Brandenburg“. Meister ist Captain der German Hickory Golf Society und lebt in Hamburg.

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