StartNewsSchafe im Mainzer Golfclub: Autonomes Määähen

Schafe im Mainzer Golfclub: Autonomes Määähen

Seit Mai kümmern sich im Mainzer Golfclub acht Skudden-Schafe um die Wiesen abseits der Spielbahnen. Das spart Diesel, begeistert Mitglieder und ist eine Rückkehr zu den Anfängen von Golf.

Schafe auf dem Golfplatz im Mainzer Golfclub
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Wenn Michael Kurth um die Ecke biegt, dann vergessen die Skudden für einen Augenblick den Regen und eilen aus ihrem Unterstand zum Zaun und zu dem, der sie in den Mainzer Golfclub geholt hat. Seit Mai grasen die acht Schafe – vier weiß, vier schwarz – auf den Wiesen abseits der Spielbahnen. Es ist nicht übertrieben, wenn man sagt: Sie arbeiten jetzt im Greenkeeping. Denn zuvor mussten Head-Greenkeeper Kurth und seine Platzmannschaft die Flächen einmal im Jahr mit Hard-Rough-Mähern und vielen Litern Diesel mähen und anschließend das Mähgut kostspielig entsorgen. Nun übernehmen das still und autonom acht Schafsböcke mit geschwungenen Hörnern.

Vorbild ist der Golfclub Rhein-Wied

„Die Idee dazu kam mir bei einer Veranstaltung zum Thema Biodiversität im Golfclub Rhein-Wied, wo uns der stellvertretende Head-Greenkeeper Torsten Wintermeyer seine Skudden-Herde vorgestellt hat“, berichtet Michael Kurth. Die Tiere und ihre ressourcenschonende Platzpflege hätten ihn sofort fasziniert. Zurück in Mainz habe er zunächst Geschäftsführer Stefan Kirstein gefragt und dann sein Greenkeeping-Team. „Es reicht nicht, wenn ich die Idee mit den Schafen toll finde“, war sich Kurth bewusst. „Alle müssen dahinter stehen und bereit sein, sich auch um die Tiere zu kümmern, wenn ich es mal nicht kann.“ Alle stimmten zu – auch die Mainzer Behörden.

Im Mai transferierte dann Thorsten Wintermeier acht seiner Skudden-Schafe aus Neuwied im Pferdeanhänger in den Mainzer Golfclub. Michael Kurth berichtet, er habe von den Mitgliedern ausnahmslos positives Feedback für die hübschen und zugleich nützlichen Tiere bekommen. Erst recht, als sie kürzlich eine Wiese zwischen dem zweiten Grün und dem dritten Abschlag abgegrast hätten. Denn an dieser Stelle kommt jede Golferin und jeder Golfer auf der Runde vorbei. „Wir haben den Mitgliedern gesagt, dass sie die Schafe nicht füttern sollen“, betont Kurth. Aber: Wer Futter spenden wolle, könne dieses bei den Greenkeepern oder im Clubhaus am Empfang abgeben.

Ein Selbstläufer sind Schafe auf dem Golfplatz indes nicht. Täglich muss Michael Kurth oder ein Kollege nach den Tieren sehen, die Tränke füllen, den Elektrozaun kontrollieren. Zehn bis 15 Minuten pro Tag beträgt der Aufwand. Solange auf dem Golfplatz das Grün wächst, wechselt die Herde etwa alle zwei Wochen auf eine neue Fläche. Beim Umzug müssen dann alle Greenkeeper mit anpacken. So wie demnächst, wenn die Skudden in ihr Winterquartier auf die Orchideenwiese an der dritten Spielbahn ziehen. Dort bekommen sie den Winter über Heu zu fressen. „Alles, was ich über die Schafe weiß, habe ich von Torsten Wintermeier“, sagt Michael Kurth, der selbst bisher nur einen Hund hatte.

Skudden-Schafe sind beim Fressen nicht wählerisch

Die Skudden stünden auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten, erzählt Greenkeeper Wintermeyer. Der Grund dafür liege auf der Hand: Diese Schafrasse habe für den Menschen keinen unmittelbaren Nutzen, ihr Fleisch und ihre Milch seien kein Genuss und auch ihre Wolle nicht interessant. „Skudden eignen sich eigentlich nur für die Landschaftspflege“, so Wintermeyer. Dort allerdings umso mehr: „Sie sind beim Fressen nicht so wählerisch wie Nutzschafe und sind deshalb für das Mähen des Hard-Rough besonders geeignet.“

Wenn ihn Mitglieder im Golfclub Rhein-Wied auf seine mittlerweile 19 Skudden ansprächen, dann erzähle er ihnen, dass Golf einst aus der Schäferei entstanden sei. Durch Schäfer, die versuchten, mit ihren Hirtenstöcken Steine in Kaninchenbauten zu bugsieren. „Ich schaue dann oft in große Augen“, sagt Wintermeyer und lacht. Insofern ist die Pflege von Rasenflächen des Platzes durch Schafe eine Rückkehr zu den Anfängen von Golf. Er würde es begrüßen, so der Greenkeeper, wenn noch mehr Golfclubs auf Schafe setzten.

Schafe auf dem Golfplatz sind gut für die Natur

Michael Kurth im Mainzer Golfclub möchte die acht Skudden jedenfalls nicht mehr missen. „Wir haben ein richtiges Verhältnis zueinander aufgebaut und ich habe das Gefühl, dass es ihnen guttut, wenn ich bei ihnen vorbeischaue und auch mal mit ihnen rede“, sagt der Head-Greenkeeper. Nebenbei tun die Skudden der Natur gut: Indem sie die Wiesen abmagern, etablieren sich darauf vermehrt Wildkräuter, die Bestäubern wie Wildbienen Nahrung bieten.

Was heute in den Mägen der Schafsböcke landet, musste früher per Container entsorgt werden – rund 30 Kubikmeter pro Jahr, verbunden mit Kosten von mehreren Tausend Euro. Klar: Auch Weidezaun, Unterstand, Winterfutter, Pferdeanhänger, Tierarzt und Betreuung summieren sich. „Wir haben die Skudden aber nicht angeschafft, um Geld zu sparen“, unterstreicht Michael Kurth. Für den Mainzer Golfclub, der an Programmen wie „Golf & Natur“ sowie „Golf Biodivers“ teilnimmt, sind die Skudden weit mehr als Landschaftspfleger. Schafe auf dem Golfplatz sind perfektes Beispiel dafür, wie Golf und Natur im Einklang funktionieren können.

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