Marco Czerny war sich nicht sicher, ob er mit all dem Klamauk auf dem Golfplatz durchkommen würde. Immerhin hatten der Musiker und seine Band Doppelbock das Skript für ihr Musikvideo vorher besser für sich behalten. Mit mehreren Autos voller Requisiten und einem Team von neun Mitstreitern fuhren sie kürzlich auf dem Golfplatz Altenstadt vor. Fast sieben Stunden drehte Doppelbock dort für das Video des noch jungen Golfsongs „Platzwart“. Darin heißt es: „Mit Dosenbier in meinem Golfcart bügel ich den Rasen mit Kickstart, früher war ich hier nur der Platzwart, heute saufe ich mit dem Stadtrat.“
Ein Kobold, der das Grün saugt
Ein Kobold, der das Grün saugt, im Bunker einen Goldschatz freilegt, wilde Golfcartrennen mit Mario und Luigi und das Altenstädter Inselgrün als Bühne für Band samt Schlagzeug. „Ich hatte alle Hände voll zu tun, um den Videodreh im laufenden Betrieb zu ermöglichen“, berichtet Altenstadts Geschäftsführer Markus Rott. Schließlich wurde der Golfplatz für die rockenden Rabauken nicht gesperrt. „Wir hatten nur eine ganz reguläre Startzeit“, sagt Akkordeonspieler und Sänger Marco Czerny und grinst.
Das Lied „Platzwart“ hat Doppelbock bereits September geschrieben. Bei Bühnenauftritten von der Band kommt der Golfsong sehr gut an. Was bisher noch fehlte, war das Video dazu. 20 Golfanlagen der Region habe er angeschrieben, erzählt Bassist Daniel Schäfer: „Von den meisten haben wir gar keine Antwort bekommen und manche wollten von uns Hobbymusikern einen Haufen Geld.“ Im Golfpark Gut Hühnerhof – für die Gelnhäuser Band fast ein Heimspiel – habe es geheißen: Das verschrecke das Stammpublikum. „Die einzige vernünftige Reaktion kam aus Altenstadt“, ist Daniel Schäfer noch immer dankbar.

Die Musiker freuten sich auch darüber, dass Geschäftsführer Markus Rott jeden Doppelbock-Spaß mitmachte – beziehungsweise sie gewähren ließ. Etwa wenn das Golfcart als GTI beklebt oder das Grün mit einem Mob feucht gewischt wurde. „Eine wirklich tiefgreifende Message hat dieser Song nicht“, gesteht Doppelbock-Gründungsmitglied Marco Czerny. Das Lied erzählt die Geschichte eines früheren Greenkeepers – oder eben Platzwarts –, der über eine Liaison mit der Tochter des Golfplatzchefs selbst zum Golfer aufsteigt. Statt Klos zu putzen, trinkt er jetzt Dom Perignon, isst Kaviar und rast exzessiv im Cart mit Mercedesstern über die Fairways. Verköstigt wird der Golfproll von einem persönlichen Koch. Der beliebte Video-Creator Benne Benzing zaubert an seinem mobilen Herd auf dem Golfplatz Garnelen mit Toast.
Doppelbock will mit „Platzwart“ vor allem für Lacher sorgen
„Unsere Absicht war es, die Golf-Klischees zu überhöhen und damit für Lacher zu sorgen“, sagt Czerny. Die Band habe beim Dreh einheitlich beige Shorts und lachsfarbene Polos getragen, um den Hals geknotet hellblaue Wollpullover, dazu hochgezogene Socken. „An einer Bahn stand unser Leadsänger Bruno dann plötzlich neben einem Golfer, der fast wie eine Kopie von ihm aussah“, so Czerny. Die selbstironische Reaktion des Golfers sei gewesen: „Sehen wir Golfer wirklich so scheiße aus?“ Viele andere Golferinnen und Golfer auf dem Golfplatz Altenstadt hätten den Videodreh amüsiert beobachtet, Fotos gemacht und das Gespräch mit der Band gesucht.
Der „Platzwart“-Song, der auch auf dem am 18. Juli erscheinenden Album „Zu jung für Nostalgie“ sein wird, erinnert mit seinem Sound und seiner Rockigkeit an die Toten Hosen. Das ist kein Zufall. Doppelbock nimmt seine Werke mittlerweile in den Principal-Studios auf, die zu den renommiertesten deutschen Studios für rockorientierte Musik zählen. Namhafte Bands wie die Toten Hosen, BLIND oder InExtremo haben dort ihre Alben produziert. Als Vorband von Kerbholz und Versengold hat Doppelbock schon vor bis zu 3000 Menschen gespielt.
Platzwart hat bei Konzerten einen eigenen Showact
„Platzwart“ gehört für Doppelbock inzwischen zum festen Repertoire – mit Showact: An einer Stelle, an der der Song etwas ruhiger wird, zückt Marco Czerny auf der Bühne stets einen teleskopierbaren Golfschläger und haut einen Golfball ins Publikum. Das ging einmal in die Hose, oder besser gesagt: einem Fan im Publikum auf den Zahn. „Seitdem benutzen wir ein ganz weiches Ballmodell“, betont Czerny, der sogar eine Platzreife hat.

Beim Videodreh auf dem Golfplatz Altenstadt gab es immerhin keine Verletzten. „Bei allem Stress, den so ein Projekt bedeutet, hat der Herr Geschäftsführer auch viel gelacht“, beteuert Bassist Daniel Schäfer. Dass Markus Rott die Band samt Entourage abends auf der Clubhausterrasse auf ein Bier eingeladen habe, sei die Krönung des Tages gewesen.