Herr Kleinschmidt, Ihr Golfclub Waldeck am Edersee soll nach dem Willen des Landeskreises etwa die Hälfte seiner Fläche abgeben, damit darauf in Zukunft einmal im Jahr ein Mittelalter-Rollenspiel stattfinden kann – das sogenannte Drachenfest. Können Sie dieses Schicksal noch abwenden?
„Hoffen, dass das Drachenfest auf dem Quast bleibt“
Horst Kleinschmidt: Ja, das hoffen wir. Bisher wurde das Drachenfest alljährlich auf dem Quast in Diemelstadt veranstaltet, etwa 40 Kilometer von unserer Golfanlage entfernt. Weil dort jedoch ein Photovoltaikpark gebaut werden sollte, haben sich die Drachenfest-Veranstalter nach einer neuen Fläche umgeschaut. Mit Aussicht auf höhere Pachteinnahmen hat ihnen unser Verpächter, die Waldeckische Domanialverwaltung, einfach einen Teil unseres Golfplatzes angeboten. Inzwischen steht aber fest: Der Photovoltaikpark auf dem Quast wurde nicht genehmigt. Wir hoffen deshalb, dass das Drachenfest dort bleibt und unser Golfclub nicht sterben muss. Leider wollen die Veranstalter unbedingt auf den Golfplatz.
Und sind dafür bereit, eine höhere Pacht zu zahlen als Ihr Golfclub…
Horst Kleinschmidt: Ursprünglich stimmte das. Wir haben unserem Verpächter dann aber ein neues Konzept vorgelegt, das eine Pacht von 40.000 Euro pro Jahr ab 2026 vorsieht. Insofern ist das Argument haltlos, dass die Waldeckische Domanialverwaltung, ein Eigenbetrieb des Landkreises, auf nennenswerte Einnahmen verzichten müsste, wenn der Golfplatz in seiner bisherigen Form bestehen bleibt. Seit der Gründung des Clubs im Jahr 1992 haben unsere Mitglieder schätzungsweise acht bis zehn Millionen Euro in die Anlage investiert. Dafür, dass wir ein Naturparadies geschaffen haben, sollen wir nun das Doppelte oder Dreifache an Pacht zahlen als die umliegenden Bauern. Schlimm ist, dass unser jahrzehntelanges, ehrenamtliches Engagement für den Club und die Region für den Landkreis offenbar keinen Wert hat.

Warum schützt Ihr Pachtvertrag Sie nicht?
Horst Kleinschmidt: Neben unserem gemeinnützigen Golfclub gab bis 2022 wechselnde Betreibergesellschaften der Golfanlage. Als der Letzten von ihnen eine Insolvenz drohte, haben wir als Club den Betrieb übernommen. Die Waldeckische Domanialverwaltung wollte uns einen Pachtvertrag bis 2042 anbieten. Wir als Vorstand des Vereins wollten aber sichergehen, dass wir den Betrieb geschultert bekommen. Daher haben wir zunächst um einen Pachtvertrag für zwei Jahre gebeten. Diesen haben wir auch bekommen. Aber nach Ablauf der zwei Jahre wurde uns nur ein Ein-Jahresvertrag angeboten – bis Ende 2025. Allerdings wurde uns ein anschließender, langfristiger Pachtvertrag versprochen, sofern wir den Golfbetrieb aufrecht erhalten. Eine solche Klausel gibt es in unserem jetzigen Vertrag.
„Es könnte passieren, dass wir klagen“
Würden Sie dieses Recht im schlimmsten Fall einklagen?
Horst Kleinschmidt: Wir lassen uns natürlich anwaltlich beraten und sind optimistisch, dass wir auf dem Rechtsweg gute Karten hätten. Wenn es keine andere Einigung gibt, könnte es passieren, dass wir klagen.
Der Fall „Golfclub Waldeck Drachenfest“ hat eine politische Dimension, denn Ihr Verpächter ist ein Eigenbetrieb des Landkreises. Warum konnten Sie die Politik bisher nicht davon überzeugen, dass diese drauf und dran ist, einen Fehler zu machen?
Horst Kleinschmidt: Als wir 2022 den Betrieb der Golfanlage übernommen haben, war die Stadt Waldeck noch voll des Lobes. Wir würden einen wichtigen Beitrag für den Tourismus und die Attraktivität der Edersee-Region liefern. Warum sich die Politik nun auf die Seite des Drachenfestes geschlagen hat, kann ich nicht sagen. Vermutlich liegt das an Gerüchten und falschen Fakten, die in den vergangenen Monaten im Umlauf waren. Zum Glück kommt die Wahrheit nun Stück für Stück ans Licht.
„Hinweise auf Naturschutz machen Drachenfest-Befürworter aggressiv“
Was meinen Sie genau?
Horst Kleinschmidt: Die Macher des Drachenfests haben betont, dass sie den bisherigen Golfplatz nicht nur für ihr fünftägiges Mittelalter-Rollenspiel nutzen wollen, sondern für diverse andere Veranstaltungen. Das hat offenbar Eindruck gemacht. Nun erst wird der Öffentlichkeit klar, dass daraus vor 2028 nichts wird. Denn denen schwebt eine Art „Fort Fun“ für das Thema Mittelalter vor. Dafür braucht es bauliche Veränderungen und einen zeitlichen Vorlauf. Beispiel: Auf unserem Golfplatz gibt es eine zwei Kilometer lange, eingewachsene Hecke, durch die sie Wege schlagen wollen, damit die Drachenfest-Teilnehmer ihre Zelte aufbauen können. Aberwitzig! Was ich beobachtet habe: Wenn wir als Golfclub darauf hinweisen, welchen Beitrag unsere Golfanlage für den Naturschutz und die Artenvielfalt leistet, dann macht das die Drachenfest-Befürworter aggressiv.

Welchen Wert hat die Petition, die für den Golfclub Waldeck und gegen das Drachenfest auf der Golfanlage kämpft?
Horst Kleinschmidt: Sie zeigt, was die Menschen in Waldeck wollen. Von den knapp 2000 Unterzeichnern kommen mindestens 600 aus Waldeck. Dass die LARP-Community (Anhänger von Live-Rollenspielen/Anmerkung der Redaktion) für ihre Gegenpetition bundesweit oder darüber hinaus leicht ein Mehrfaches zusammenbekommt, überrascht mich nicht. Aber von denen ist niemand an Waldeck interessiert. Vielleicht gibt es eine Handvoll Leute von hier, die sich vom Drachenfest einen wirtschaftlichen Vorteil versprechen.
„Fehlende Planungssicherheit richtet Schaden an“
Von der Waldeckschen Domanialverwaltung hieß es: Sollte der Golfclub der Halbierung seiner Anlage nicht zustimmen, werde er gar keinen Pachtvertrag mehr erhalten. Welche Auswirkungen hat es, dass Sie aktuell vollkommen in der Luft hängen?
Horst Kleinschmidt: Wir verlieren dadurch Einnahmen. Mehrere Anfragen für Events und Turniere von Unternehmen oder einer Jugendgolfserie im kommenden Jahr mussten wir schon ablehnen. Schaden richtet das aber auch an anderer Stelle an: Unser Restaurantpächter hat uns verlassen, weil wir ihm keine Planungssicherheit geben können.
Planungssicherheit hätten Sie, wenn Ihr Club sich mit neun Bahnen begnügt.
Horst Kleinschmidt: Das wäre ein Sterben auf Zeit. Mit den neun Bahnen würden wir auch neun Sponsoren verlieren, die dort werben. Das allein wären mindestens 15.000 Euro weniger in der Kasse. Außerdem würden uns wahrscheinlich 30 Prozent unserer Mitglieder verlassen, und für die Verbliebenen müssten wir den Mitgliedsbeitrag senken. Nach unseren Schätzungen würden wir mit einer halbierten Golfanlage im kommenden Jahr bis zu 55.000 Euro Verlust machen. Zudem müssten wir einige Abschläge des Golfplatzes umbauen. Denn die Grenzlinie verliefe mitten durch einige Bahnen.
„Haben an Bundeskanzler und Bundespräsident geschrieben“
Was haben Sie alles unternommen, um dieses Szenario abzuwenden?
Horst Kleinschmidt: Wir haben Politiker angeschrieben und mindestens 40 Gespräche geführt, vom Landrat, über Stadtverordnete und Bundestagsabgeordnete bis hin zum Bundeskanzler und Bundespräsidenten. Von den beiden Letzteren haben wir den Rat bekommen, uns an die Staatsministerin für Sport und Ehrenamt zu wenden. Die aktuelle Bundesregierung betont ja, dass ihr das Ehrenamt besonders am Herzen liege. Zuletzt haben wir unserem Verpächter ein neues Angebot vorgelegt, das gewisse Gebietsabtretungen beinhaltet. Nicht, weil unser Vorstand der Meinung ist, dass das wirtschaftlich sinnvoll wäre, sondern schlicht unseren Mitgliedern zuliebe. Diese müssten dem Vorschlag natürlich noch zustimmen.
Was glauben Sie, wann besteht Gewissheit darüber, wie es im Tauziehen zwischen Golfclub Waldeck und Drachenfest weitergeht?
Horst Kleinschmidt: Ich denke, dass wir in drei Wochen mehr wissen.
Zur Person
Horst Kleinschmidt (59) ist gebürtiger Waldecker und spielt seit 2002 Golf. Der Geschäftsführer eines Unternehmens für Industriewartung und Logistik führt den Golfclub Waldeck am Edersee und seine 98 Hektar große 27-Loch-Anlage im zehnten Jahr als Präsident.