Für mehr Spannung hätte selbst ein Alfred Hitchcock nicht sorgen können. Auch eine Viertelstunde nach dem Ende des zweiten Bundesliga-Spieltages standen die Frankfurter wie auch die Münchener irgendwo zwischen dem 18. Loch und dem Clubhaus des Frankfurter Golf Clubs und rätselten. Beide Herren-Teams beendeten ihre drei Runden – Einzel, Vierer und Einzel – in Summe mit 17 Schlägen über Par. Der Liveticker spuckte als Ergebnis die Gastgeber als Sieger aus, das Blättern im Regelwerk wiederum die Bayern.
Drei Teams punktgleich an der Tabellenspitze
Erst als endgültig klar wurde, dass das niedrigere Streichresultat ausschlaggebend ist, brach bei den Münchenern der Jubel los. Ihnen wurde eine 74er-Runde im Vierer (+3) gestrichen, während bei den Hessen die 76 Schläge aus dem Einzel von Lukas Buller aus der Wertung gefallen sind. Da der beim Auftakt auf eigener Anlage siegreiche Golf-Club St. Leon-Rot diesmal mit +39 Schlägen abgeschlagen nur Platz drei belegte, liegen diese drei Teams vor dem nächsten Spieltag in Augsburg (7./8. Juni) mit jeweils acht Punkten an der Spitze der Tabelle.
Leider war es am Sonntag nicht das erste Mal, dass der Liveticker falsch lag. Als Malte von Blankenfeld als letzter Frankfurter, der noch unterwegs war, wissen wollte, ob er auf der 17 angreifen oder risikofrei Par spielen soll, lagen die Frankfurter laut Ticker um zwei Schläge in Führung. So wählte er die Sicherheitsvariante. In Wirklichkeit war es nur ein Schlag. Es wurde immer spannender. Der bis dahin zwei Schläge unter Par liegende Ben Bradley beförderte auf der 18 seinen zweiten Schlag in den Bunker, kam nicht optimal heraus und spielte ein Bogey.

Tourspieler von Blankenfeld ließ sich nicht beirren, versenkte auf der 18 einen 10-Meter-Putt zum Birdie. „Die enge Situation war mir bekannt. Dennoch war es für mich eher ein positiver Druck. Wenn man mit dem zweiten Schlag so gut auf dem Grün liegt, puttet man entspannt“, schilderte er seinen letzten Schlag zum vermeintlichen Sieg. Der Frankfurter beendete die Runde mit 70 Schlägen (-1). Nachdem parallel der Münchener Pablo Brunner ein Birdie auf der 17 spielte, zeigte der Liveticker plötzlich ein anderes Bild: beide Teams schlaggleich. Der im letzten Flight spielende Brunner riskierte nichts und lochte den Ball dann aus einem Meter fürs Par ein.
Pelz: „Ersten Platz auf den Bahnen 15 und 17 verspielt“
„Es ist sicher bitter, so unglücklich den Sieg aus der Hand zu geben. Wir haben den ersten Platz auf den Par-5-Bahnen 15 und 17 verspielt“, analysierte Trainer Jan Pelz. Lukas Buller handelte sich auf der 17 gar ein Doppelbogey ein. „Mein Abschlag landete rechts im Wald, auch mit dem nächsten Schlag kam ich nicht raus. Ich habe sonst zu defensiv gespielt, vor allem mit dem Eisen vom Tee nichts getroffen“, sagte er nach seiner schwachen 76er Runde. „Die Abschläge waren an den beiden langen Bahnen oft nicht gut genug, um Birdies zu spielen. Das hat uns im Vergleich zu München sieben Schläge gekostet“, so Trainer Jan Pelz, der betonte, „mit der Leistung seiner Mannschaft dennoch sehr zufrieden zu sein“. In der ersten Einzel-Runde am Samstag kamen die Gastgeber mit dem starken Wind problemlos zurecht. Elf Schläge betrug der Vorsprung auf München, immerhin noch neun nach den Vierern.

Bester Frankfurter war an beiden Tagen Gunar Petersen. Am Samstag spielte er eine 69er-Runde (-2), am zweiten Tag war er noch um zwei Schläge besser. „Ich habe an beiden Tagen gut geputtet, die langen Schläge waren am Sonntag sehr solide“, so Petersen. Nicht so zufrieden mit ihrem Spiel waren am Sonntag die am Vortag noch Par spielenden Stefan Wiedergrün (+4) und Tim Opderbeck. „Bei mir lief alles schlecht. Es begann mit einem Doppelbogey auf der 1. Danach habe ich bei jedem Schuss Angst verspürt“, sagte er nach seiner 76er-Runde.
FGC-Präsidentin Sachse: „Platz und Atmosphäre super“
Eine ähnlich schlechte Runde konnte der für Nicolas Eberhard am Sonntag eingesetzte Neuzugang Michael Pfeifer mit Birdies auf den beiden letzten Bahnen noch abwenden. „Mit einem besseren Putten wäre noch mehr als 73 drin gewesen. Dass mein langes Spiel so gut funktionierte, verdanke ich auch den Tipps der Mitspieler, die mir rieten, vom Tee an bestimmten Bahnen anstelle des Drivers lieber ein Eisen zu nehmen.“
Unter den Zuschauern, die bis zum Schluss hofften und bangten, war auch Clubpräsidentin Gabriele Sachse. „Ein Doppelspieltag mit Damen und Herren ist immer etwas Besonderes. Der Platz war super, die Atmosphäre ebenfalls“, freute sich Sachse. „Obwohl einige Teams unseres Clubs selbst unterwegs waren, kamen über 100 Mitglieder, um unsere Jungs und Mädels anzufeuern.“
Frankfurter Damen hinter St. Leon-Rot und Stuttgart
Die parallel spielenden Damen haben sich nach dem dritten Platz (+16) hinter dem Golf-Club St. Leon-Rot (-8) und dem Stuttgarter Golf-Club Solitude (+4) wieder ein Stückchen weiter vom Ziel Final Four entfernt. „Wir haben am ersten Tag zu viele Schläge gebraucht. Insgesamt haben wir viele Sachen richtig gemacht, aber das Putten war nicht so gut. Wir haben zwar deutlich mehr Birdies als Stuttgart geschafft. Aber wir haben uns auch oft taktische Fehlentscheidungen geleistet, die zu vielen Bogeys oder gar Doppelbogeys geführt haben“, resümierte Trainer Alexis Szappanos. Insgesamt 15 mehr als die Stuttgarterinnen. „Deren Klasse am Sonntag müssen wir neidlos anerkennen. Ihre Yana Beeli hat nach zehn Bahnen +7 gelegen, auf den Löchern 2 bis 9 fünf Birdies und ein Eagle auf der 3 geschafft. Bei uns muss ich die Leistung von Johanna Kirch hervorheben“, betonte Szappanos.

„Sensationell, ein Riesentalent“, lobte auch Marie Coors, die Kirch als Caddie unterstützte. „Johanna spielt sehr solide, puttet gut und hat heute innerhalb von elf Bahnen sechs Birdies gespielt.“ Kirch kam mit -3 ins Clubhaus. „Da Johanna trotzdem noch Luft nach oben hat, kann man sich vorstellen, dass sie eine große Karriere vor sich haben könnte“, sagte Coors über die 17 Jahre junge, frischgebackene Dritte der German Girls Championship.
Edinger: „Haben uns viel vorgenommen, wollten angreifen“
Sechs Birdies spielte am Sonntag auch Ava Bergner, doch die Frankfurter Proette verspielte ein besseres Resultat als das schon am Samstag erzielte +1 durch drei Bogeys und zwei Doppelbogeys. „Mein Langes Spiel war an beiden Tagen sehr gut, ich hätte aber in allen drei Runden besser putten können“, so Bergner. Sie sei aber zuversichtlich. In letzter Zeit habe sie daran viel gearbeitet, nun trage das Üben langsam erste Früchte. „Wenn die Umstellung ins Blut übergeht, können meine Ergebnisse richtig tief werden.“

Das Versenken der Putts bereitete auch anderen Frankfurterinnen Probleme. „Hätte ich nicht geputtet wie eine Blinde, wäre es okay“, meinte Emily Böhrer nach zwei +4-Runden. Die am Samstag noch völlig neben sich stehende Emelie Edinger (+7 und Streichergebnis) spielte am Sonntag eine souveräne Par-Runde. „Im ersten Einzel habe ich noch zu ängstlich gespielt, dennoch war auf 14 Bahnen alles in Ordnung. Aber ich habe mir leider vier Doppelbogeys eingehandelt“, so Edinger.
Die Schlussrunde sei dagegen sehr interessant gewesen. „Wir hatten uns als Team viel vorgenommen, wollten angreifen“, berichtete Edinger. „Wir haben um jeden Schlag gekämpft, lagen zwischendurch sogar sechs Schläge vor Stuttgart, doch dann mussten wir anerkennen, dass Stuttgart einfach besser war.“ Sie habe gute Drives geschlagen, schaffte auf Bahn 18 – für Damen ein Par-5-Loch – ein Eagle, außerdem vier Birdies. Doch weil Edinger zu viele Putts brauchte, fabrizierte sie auch sechs Bogeys.
Für das Damen-Team des Frankfurter Golf Clubs findet der dritte Spieltag im Stuttgarter Golf-Club Solitude statt, also beim größten Konkurrenten um den erhofften Platz im Final Four.