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John Brennand: Hanaus Herz

Fröhlich, menschlich und voller Bescheidenheit hat Golflehrer John Brennand jahrzehntelang den Golf Club Hanau-Wilhelmsbad geprägt. Ein Nachruf.

John Brennand, Golflehrer Hanau
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Als sein Team im Juli den Aufstieg in die Regionalliga perfekt machte, war auch John Brennand da. Gerührt vom Moment, aber auch sichtlich geschwächt von Krankheit. Den Erfolg seiner Jungs wollte er nicht verpassen. Es war auch sein Erfolg – einer von so vielen in Brennands 36 Jahren im Golf Club Hanau-Wilhelmsbad. Inmitten des Gewusels euphorischer Spieler und Mitglieder stand er da, hinter dem 18. Grün seines Clubs, und stellte mit angegriffener Stimme klar: „I’m only one down.“

Nicht aufgegeben in diesem unfairen Duell

Das Bild, das er wählte für seinen Kampf gegen den Krebs, na klar, musste aus der Welt des Golfs kommen, seiner Welt: Matchplay. Eins gegen eins. Ich gegen die Krankheit. Kämpferisch klang er und hoffnungsvoll. Nie hat John Brennand aufgegeben in diesem ungleichen, unfairen Duell, das er am Ende nicht gewinnen konnte. Einen erstklassigen Golflehrer und einen noch besseren Menschen verliert der Golf Club Hanau-Wilhelmsbad mit ihm. Brennand, gerade einmal 64, war das Herz, die verlässliche Konstante in Hanau, der enge Freund, bei dem Alex Cejka – der berühmteste Sohn des Clubs – jedes Jahr vorbeischaute, zuletzt in der Aufstiegswoche im Juli.

Seit 1989 war John Brennand als Professional in den Mauern der früheren Fasanerie aktiv. Bleiben wollte er ursprünglich nur für eine Saison. „Dass daraus mehrere Jahrzehnte wurden, wundert mich nicht“, sagt Andrew Payne, der Brennand schon seit Jugendtagen kannte, mit ihm auf der European Tour spielte und ihn einst nach Hanau lotste. Natürlich müsse John Brennand in all den Jahren vieles in sich hineingefressen haben, um an ein und derselben Stelle unter wechselnden Vorständen so lange erfolgreich arbeiten zu können. „Aber John hat es immer geschafft, mit allen klarzukommen, ohne seine gute Laune und sein Lachen zu verlieren“, bewundert Andrew Payne.

John Brennand wollte Menschen nicht verbiegen

Menschen so zu akzeptieren, wie sie sind, und sie nicht verbiegen zu wollen, sei eine tolle Eigenschaft von John Brennand gewesen, sagt auch Hanaus Herrenkapitän Thomas Weidenweber. „Egal, was für schräge Typen ihm untergekommen sind.“ Er habe viel gearbeitet, sich kaum eine Auszeit genommen und sei immer für seinen Club dagewesen, stets auf ruhige und bescheidene Art.

Was nicht heißt, dass er nicht auch seinen eigenen Kopf hatte, eine Meinung, Haltung. Über das ungerechte Platz-Setup der US Open im Juni ärgerte er sich so sehr, dass er für Mitte Fairway einen Gastbeitrag schrieb. Zu seinem geliebten Ryder Cup im September lieferte John Brennand uns eine Prognose – obwohl er da schon nicht mehr sprechen konnte. Er hatte sie einfach in sein Handy getippt. Dabei zu sein, als eine von fünf berufenen Stimmen und uns, der Redaktion, damit zu helfen, das bedeutete ihm viel.

Brennands größter Erfolg als Coach in der jüngeren Vergangenheit war 2021 der Gewinn der Hessischen Mannschaftsmeisterschaft. Ein Überraschungscoup angesichts der scheinbar übermächtigen Teams aus Neuhof und Frankfurt – Hanaus Gegner im Halbfinale und Finale. Im Stechen lochte Moritz Hensel einen Birdieputt zum ersten Titelgewinn in der 1. Hessenliga nach 35 Jahren. Glückwünsche bekamen Team und Trainer dafür sogar aus den USA – von Alex Cejka.

Alex Cejka: „This one is for John“

Seinerseits hatte John Brennand viel zu gratulieren, seitdem Cejka die 50 erreicht hat und bei den PGA Tour Champions Siege und Majortitel abräumt. Die großen Erfolge des einstigen Hanauers, seines Freundes, verfolgte der Head-Pro mit Freude und Genuss. Wo „Alex“ gerade auf dem Leaderboard steht? John Brennand wusste es. Egal bei welchem Turnier.

Nach dem Gewinn der Senior Open 2023 überließ Cejka seinem Club, vor allem aber seinem Freund John sogar eine Zeitlang die ikonische Trophäe. Und wenn es in den Nachrichten untereinander einmal nicht um Golf ging, dann ums Angeln, eine weitere Leidenschaft, die beide verband. Bei Cejkas Heimatbesuchen gehörte das gemeinsame Fischen in den Hanauer Wasserhindernissen mit John und dessen Sohn Matthew immer dazu.

Als Cejka vor fünf Wochen die SAS Championship in North Carolina gewann, schickte er sogleich Genesungswünsche nach Hanau: „This one is for John“, schrieb er an dessen Frau Trish. Sie ist es, die stets seine große Stütze war, in all den Jahren – erst recht in den letzten, schwierigen Monaten. Niemand weiß besser als sie, was für ein feiner Kerl er war, John Brennand.

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