Schrumpf oder stirb – vor dieser Entscheidung steht der Golfclub Waldeck am Edersee. Auf dem Gelände des 27-Loch-Golfplatzes soll ab kommendem Jahr das Drachenfest stattfinden, ein Mittelalterfestival. Die Organisatoren des Festes, ein Kölner Unternehmen, und der Verpächter der bisherigen Golfanlage, die Waldeckische Domanialverwaltung, sind sich laut Medienberichten bereits einig. Der Eigenbetrieb des Landkreises verspricht sich von den neuen Mietern höhere Einnahmen – unabhängig davon, dass das Drachenfest jährlich nur eine Woche dauert. Bisher war das Drachenfest auf dem Quast in Diemelstadt (Waldeck-Frankenberg) zuhause. Weil dort eine Photovoltaikanlage entsteht, suchten die Veranstalter eine neue Fläche. Weill das Mittelalterfestival bis zu 6000 Besucher hat, rückte die Golfanlage in den Blick.
Golfclub Waldeck soll von 27 auf neun Bahnen schrumpfen
Der Vorstand des 1991 gegründeten Golfclubs Waldeck am Edersee war davon ausgegangen, den Pachtvertrag für das 98 Hektar große Gelände bald langfristig verlängern zu können. Das kommt für die Domanialverwaltung allerdings nicht mehr infrage. Das Angebot an den Golfclub lautet: Einen neuen Pachtvertrag gibt es nur, wenn die Golfanlage verkleinert wird – von ihrem öffentlichen 9-Loch-Kurzplatz und 18-Loch-Meisterschaftsplatz auf insgesamt nur noch neun Bahnen.
Der Club hat laut eigenen Angaben in den vergangenen Jahren Hunderttausende von Euros in die Entwicklung und den Erhalt des Golfplatzes investiert, der gerade bei Touristen sehr beliebt ist. Lehnen die nordhessischen Golferinnen und Golfer das Angebot der Waldeckischen Domanialverwaltung nun aber ab, verlieren sie ihre gesamte Anlage. Inzwischen gibt es eine Online-Petition, die sich an den Kreistag Waldeck/Frankenberg richtet. Bis zum Donnerstagvormittag hatte der Aufruf, den Kerstin Grebe gestartet hat, knapp 900 Unterschriften. Darin heißt es unter anderem:
Der Golfplatz, der uns so am Herzen liegt, wird seit Jahrzehnten mit Leidenschaft und vollständig ehrenamtlich vom Verein geführt. Heute ist der Platz viel mehr als nur eine Sportstätte – er ist ein identitätsstiftender Ort und ein lebendiger Teil der Region Edersee. Der Golfplatz ist offen für alle – von jungen Menschen, die den Sport im Rahmen von Schnuppertagen oder auf dem frei zugänglichen 9-Loch-Platz (auch ohne Platzreife) kennenlernen, bis hin zu Senioren, die hier aktiv bleiben und Gemeinschaft erleben. Er verbindet Generationen, Herkunft und Lebensentwürfe – ein Ort gelebter Integration und Teilhabe.
Der Golfplatz erfüllt eine bedeutende ökologische Funktion: Durch regelmäßige, fachkundige Pflege sind strukturreiche Biotope, Blühwiesen, Hecken und Feuchtbereiche entstanden, die zahlreichen geschützten Tier- und Pflanzenarten Lebensraum bieten. Ohne diese kontinuierliche Pflege droht eine unkontrollierte Verwilderung der Flächen – der Verlust ökologisch wertvoller Strukturen und Artenvielfalt wäre die Folge. Der Platz zeigt, wie Sport und Natur in Einklang gebracht werden können.
Trotz all dieser Stärken soll der Golfplatz Waldeck einem einwöchigen Fantasy-Event, den sogenannten Drachenspielen, weichen. Das Fest findet lediglich einmal jährlich statt, würde aber dauerhaft den Verlust eines funktionierenden, sozial wie ökologisch wertvollen Naherholungs- und Sportareals bedeuten. Es ist nicht nachvollziehbar, dass eine ganzjährig genutzte Einrichtung mit großer regionaler Bedeutung einem kurzzeitigen Event geopfert werden soll.
Unternehmen hat mehr Pacht geboten als der Verein
Die Waldeckische Domanialverwaltung erklärt ihre Hinwendung zum Drachenfest mit finanziellen Beweggründen. „Zu Gunsten der Städte und Gemeinden kann ich da ja nicht langfristig auf Pachteinnahmen verzichten, die unter dem Niveau derer liegen, die ich normalerweise erwirtschaften würde“, sagte Geschäftsführer Block gegenüber hessenschau.de. Der Golfclub Waldeck am Edersee kritisiert, er könne durchaus eine marktübliche Pacht zahlen. Die Domanialverwaltung habe dem Club gegenüber aber keine konkrete Forderung gestellt. Die Golfer wurden offenbar in einem geheimen Bieterverfahren von den Organisatoren des Drachenfestes ausgestochen.
Clubpräsident Horst Kleinschmidt hat bereits wissen lassen, dass der Vorstand gesammelt zurücktreten werde, wenn eine Mehrheit der Mitglieder sich dazu entscheidet, einen 9-Loch-Golfplatz zu akzeptieren. Wirtschaftlich sei der Club dann nicht mehr zu betreiben. Hit Radio FFH gegenüber betonte Kleinschmidt: „Wir haben allein fünf Greenkeeper und insgesamt rund zehn Arbeitsplätze, die dann wegfallen würden. Anschaffungen, wie die Golfcarts, laufen noch über Jahre. Das alles haben wir nur gemacht, weil wir das Versprechen bekommen haben, einen langfristigen Vertrag zu bekommen.“ Es ist noch unklar, ob sich der Golfclub auf dem Rechtsweg gegen das drohende Aus wehren wird.