Schon wieder auf den Golfplatz? Dr. Erwin Manz gesteht, dass er das zunächst nicht für nötig gehalten habe. Zwei Jahre ist es her, da hat der Umwelt-Staatssekretär des Landes Rheinland-Pfalz mit dem Landesgolfverband Rheinland-Pfalz/Saarland (LGV) und dem Deutschen Golf Verband (DGV) eine Kooperation geschlossen: das Programm Lebensraum Golfplatz. „Ich dachte, da habe ich mein Gesicht doch schon in die Kamera gehalten“, sagt Manz ganz unverblümt und lächelt. Aber dann habe er festgestellt, dass in der Zwischenzeit eine Menge passiert ist.
Lebensräume geschaffen oder verbessert
Neun Golfclubs aus Rheinland-Pfalz haben im Rahmen von Lebensraum Golfplatz seit Juni 2023 ihre Anlagen mit verschiedenen Maßnahmen gezielt aufgewertet: Der Mainzer Golfclub, Golfclub Rheinhessen, Trier, Westerwald, Rhein-Wied, am Donnersberg, Barbarossa, Westpfalz und der Golf- & Land-Club Bad Neuenahr. Mit Benjeshecken, Totholzhaufen, mehrjährigen Blühwiesen, Nisthilfen, Trockensteinmauern, dem Abgrasen von Rough-Flächen durch Schafherden oder Speicherteichen für das Sammeln von Oberflächenwasser haben sie Lebensräume geschaffen oder verbessert und zur Erhaltung der Artenvielfalt beigetragen. „Das möchte ich heute auszeichnen“, so Politiker Manz bei der Übergabe von Urkunden an die Vertreter der neun Vereine im Mainzer Golfclub.
Das Programm Lebensraum Golfplatz lebe von der Zusammenarbeit mit den Ministerien, betonte Alexander Klose, DGV-Vorstand Services, Recht und Kommunikation. Diese seien es, die die Golfvereine bei der Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen fachlich unterstützen – bisher bereits in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz. Wobei laut Klose Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen bald folgen dürften.

„Für uns steht die verifizierbare Wirksamkeit der Maßnahmen im Mittelpunkt“, so der DGV-Vorstand. Daher kämen die Erfahrungen des mit öffentlichen Geldern geförderten Forschungs-Programms GolfBiodivers auch unmittelbar den Umsetzungsprogrammen „Lebensraum Golfplatz“ und „Golf & Natur“ zugute.
LGV-Präsident Kohns: „Hoffe auf weitere Teilnehmer“
Gerd Kohns, Präsident des Golfverbands Rheinland-Pfalz/Saarland, gestand bei der Urkunden-Übergabe in Mainz, dass er sich für Lebensraum Golfplatz mehr als die bisherigen neun Clubs gewünscht hätte: „Ich hoffe, dass wir in Zukunft weitere Anlagen für die freiwillige Teilnahme gewinnen können.“ Golfanlagen würden in der Öffentlichkeit häufig noch zu negativ bewertet, dabei leisteten sie einen weit größeren Beitrag zur Biodiversität als etwa landwirtschaftliche Flächen.

„Golfplätze besitzen großes ökologisches Potenzial“, hob auch Staatssekretär Manz hervor. „Aufgrund ihrer Fläche und ihrer mosaikartigen Struktur können sie zu wertvollen Arealen naturnaher Kulturlandschaften werden.“ Insofern passe das Programm Lebensraum Golfplatz perfekt in die Biodiversitätsstrategie des Landes Rheinland-Pfalz – eine wichtige Richtschnur für das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität. „Nicht jeder Golfplatz leistet aber per se einen wertvollen Beitrag zur Biodiversität“, erklärte Manz. „Man muss schon etwas dafür tun.“
Staatssekretär Manz: „Es braucht die richtige Denkweise“
Im Mainzer Golfclub, wo auf dem Gelände eines Steinbruchs einst eine Mülldeponie betrieben wurde, sei das beispielhaft geschehen. Laut Manz erfordere es die richtige Denkweise, um verantwortungsvoll mit der Natur und den Ressourcen umzugehen, beispielsweise beim Wasserverbrauch und beim Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln. „Ihre neun Clubs sind Vorbilder, deshalb möchte ich Ihnen für Ihr Engagement danken und Ihnen Mut machen, den Weg weiterzugehen“, sagte der Staatssekretär zu den Clubvertretern.
An diese hatte Ulrich Frankenberger, der Umweltbeauftragte des Golfverbands Rheinland-Pfalz/Saarland, am Ende noch einen Rat: „Geben Sie die hübschen Broschüren von Lebensraum Golfplatz nicht ihren Mitgliedern, sondern drücken Sie diese Wanderern oder Restaurantgästen in die Hand, die noch nicht wissen, was wir alles tun.“