„Ich bin super glücklich, den Sieg über die Linie gebracht zu haben“, freute sich Laura Fünfstück nach ihrem Birdie auf dem 18. Grün im Centurion Club nordwestlich von London. Vor der Finalrunde sei sie, die mit drei Schlägen führte, so aufgeregt gewesen, dass sie zum Frühstück gerade mal ein halbes Würstchen herunterbekommen habe. Ihre Energieversorgung und ihre Nerven bekam die 30-jährige Langenerin nach schwachem Start dann umso beeindruckender in den Griff.
„Sieg in meinem zweiten Zuhause besonders schön“
Mit einem Gesamtergebnis von zehn Schlägen unter Par (67, 70, 72/209) sicherte sich Fünfstück bei der PIF London Championship ihren ersten Titel auf der Ladies European Tour. Es war ihr 115. Start in Europas höchster Spielklasse. „Ich habe lange auf diesen Sieg gewartet und ihn nun hier zu holen, in meinem zweiten Zuhause, fühlt sich besonders schön an“, sagte Laura Fünfstück.
Die vergangene Woche habe ihr definitiv dabei geholfen. Bei der Ladies Open Championship im walisischen Porthcawl spielte Fünfstück zwei Tage lang ganz oben mit. Das gute Golf inmitten der weltbesten Spielerinnen lieferte ihr offenbar mehr Selbstbewusstsein, als dann der schwache Schlusstag mit einer Runde von zehn Schlägen über Par an Frust produzierte. „Wir kennen Laura ja gut und wissen, dass sie stark ist“, sagte Fünfstücks Vater Hans Jürgen am Sonntagabend. „Aber wir waren bei der Ladies Open Championship in Wales mit dabei, und dass Laura das enttäuschende Ende so gut verarbeitet hat, ist auch für uns Eltern beeindruckend.“
Bei der PIF London Championship bewies Fünfstück diesmal jedenfalls einen nervenstarken Umgang mit einem erneut schlechten Start in die Schlussrunde. Auf den Bahnen 3 und 4 leistete sie sich ein Double-Bogey und ein Bogey – verlor darüber aber nicht den Faden. Nach den ersten neun Bahnen lag Fünfstück als einzige Spielerin der Top 10 über Par, drei Schläge sogar. Der scheinbar komfortable Vorsprung vor der Finalrunde hatte sich auf halbem Weg in einen Rückstand verwandelt.
Entscheidender Schlag aus 170 Metern aufs Grün
Angefeuert von ihrer Frau Rosie Davies, ebenfalls Profigolferin auf der LET, und deren Familie, behielt Laura Fünfstück die Ruhe und ließ sich nicht zu einem Harakiri hinreißen. Cool zu bleiben, zahlte sich aus: Vier Birdies spielte sie auf den Back-Nine. Das entscheidende auf Bahn 18, einem Par 5. Wissend, dass ein Birdie für sie den Sieg bedeuten würde, schlug Fünfstück vom Tee nicht ihren Driver, sondern ein Fairwayholz, um einen unangenehmen Bunker in der Mitte des Fairways nicht zu erreichen – was denkbar knapp gelang. Der wichtigste Schlag folgte dann. Aus 170 Metern traf sie ihr Hybrid so gut, dass der Ball auf dem Grün landete. Mit zwei Putts vermied Fünfstück dann ein Playoff mit der Ecuadorianerin Daniela Darquea (-9) und entschied die PIF London Championship für sich.
Für Laura Fünfstück, die mit drei Jahren im Golf-Club Neuhof mit dem Golfspielen begann, ist es der erste LET-Sieg. 2017 war sie Deutsche Meisterin, 2018 wechselte sie dann ins Profilager. 2019 und 2020 beendete sie ihre LET-Saisons jeweils unter den besten zehn Spielerinnen. Danach bremsten die Corona-Pandemie und Verletzungen die Karriere der einstigen College-Golferin aus. Zuletzt arbeitete Fünfstück mit ihrem Trainer an einigen Anpassungen in ihrem Schwung, wie sie im April bei einem Charity-Event für die Kinderhilfestiftung im Golf-Club Neuhof verriet.
193.000 Euro Preisgeld für Laura Fünfstücks LET-Sieg
Für ihren Sieg bei der PIF London Championship bekommt Laura Fünfstück ein Preisgeld von rund 193.000 Euro. Ausgespielt wurde in London auch ein Teamwettbewerb. Zusammen mit Nastasia Nadaud aus Frankreich und den beiden Schwedinnen Sofie Bringner und Johanna Wrigley belegte Laura Fünfstück den geteilten zweiten Platz und gewann damit noch einmal zusätzliche rund 10.000 Euro Preisgeld. Außerdem springt sie in der Order of Merit der LET auf den elften Rang.
Fünfstück ist damit zweitbeste Deutsche in der Geldrangliste hinter Helen Briem, die in dieser Saison schon fünf Top-5-Ergebnisse erzielen konnte.
