StartGerd Kohns: Der Aufbauspieler

Gerd Kohns: Der Aufbauspieler

Er hat Basketball in der Ersten Bundesliga gespielt und Golf in Cypress Point. Gerd Kohns, Präsident des Golfverbandes Rheinland-Pfalz/Saarland, prägt den deutschen Golfsport seit 46 Jahren wie kaum ein anderer.

Gerd Kohns, Präsident des Golfverbands Rheinland-Pfalz/Saarland
Anzeige

In Gerd Kohns‘ Büro in Koblenz, an der Wand hinter dem Schreibtisch, hängt eine Trophäe. Es ist ein Plan von den wohl exklusivsten 18 Golfbahnen, die es auf dieser Welt gibt – die des Cypress Point Clubs in Kalifornien. In vielen Rankings gilt dieser Platz als der beste der Welt. Gerd Kohns hat das Plakat nicht gekauft, er hat es geschenkt bekommen vom Präsidenten des Clubs, nachdem die beiden dort gemeinsam eine Runde Golf gespielt hatten. „Er hat mir den Plan damals sogar handsigniert“, freut sich Kohns bis heute. „Aber den Pro-Shop und das Clubhaus durfte ich trotzdem nicht betreten.“

Seit 1979 engagiert sich Gerd Kohns ehrenamtlich

Der Präsident des Golfverbandes Rheinland-Pfalz/Saarland (LGV) erzählt so lebhaft von dieser Golfrunde im privatesten aller Privatclubs, als wäre sie gestern gewesen – und nicht 1991. Eines von zahllosen Highlights, die Gerd Kohns in seiner langen Reise durch die Golfwelt erlebt hat. Seit 1979 bereits engagiert sich der 76-jährige Koblenzer ehrenamtlich im Golf, angefangen als Sport- und Jugendwart im LGV, dessen Präsident er seit 2012 ist. Von 2015 bis 2023 war er zudem Vize-Präsident des Deutschen Golf Verbands (DGV). Damit dürfte Gerd Kohns der langgedienteste Verbandsfunktionär im deutschen Golf sein.

Vieles hat er selbst in die Hand genommen oder in die Wege geleitet in diesen viereinhalb Jahrzehnten, darunter Deutschlands erstes Golfinternat, den Länderpokal und die Mitgründung der Deutschen Golf Liga (DGL). Mit der Art, wie er für seine Überzeugungen einsteht, hat Gerd Kohns sich aber nicht immer nur Freunde gemacht. Sie hat ihm auch Spitznamen eingebracht, etwa Napoleon. So nennt ihn halb nachtragend, halb liebevoll der Geschäftsführer des Golfverbands Berlin/Brandenburg Roderich Wegener-Wenzel.

Über ihn hieß es schon: „Da kommt der Ajatollah“

„Das liegt nur daran, dass ich ihn mal aus einer Sitzung des Landessportgremiums geworfen habe, weil er und der damalige DGV-Geschäftsführer sich verbal angegangen sind und nicht aufhören wollten“, erinnert sich Gerd Kohns und lacht. Mal hätte es über ihn selbst auch geheißen: Da kommt der Ajatollah. „Es kommt einfach der Punkt, da muss man aufhören zu diskutieren und eine Entscheidung treffen“, findet Kohns.

Dieser Drang zu entscheiden, zu gestalten und aufzubauen muss ihm in die Wiege gelegt worden sein. Vater Ewald Kohns war nicht nur Gründer und erster Präsident des Golfverbandes Rheinland-Pfalz/Saarland, sondern auch Bauunternehmer. Er war es, der seinen Sohn 1961, mit elf Jahren, im Mittelrheinischen Golf Club Bad Ems zum Golfspielen brachte.

Dabei war Gerd Kohns‘ Sport eigentlich ein anderer: Basketball. Seine Aufgabe auch dort: Aufbauen. Den Ball nach vorne tragen, entscheiden: Rechts herum oder links herum? Das machte Kohns so gut, dass er für den ADB Koblenz mit 17 in der Zweiten Bundesliga spielte und während des Studiums zum Tiefbauingenieur für den TSVE 1860 München sogar in der Ersten Bundesliga. Klar, dass so einer auch als Trainer taugt. Kohns hat die A-Lizenz, coachte unter anderem den VfB Lützel Koblenz, mit dem er dreimal aufstieg. Die absolute Entscheidungsgewalt hatte er später als Schiedsrichter in der Basketball-Bundesliga. Bis er 1992 das Bauunternehmen seines Vaters mit 200 Mitarbeitern übernahm, hatte Kohns in 20 Jahren 386 Erstligapartien geleitet, dazu Europapokal- und Länderspiele.

Gerd Kohns wollte immer aufbauen

Noch größere Spuren hat Kohns dann allerdings im Golf hinterlassen. Dabei war dieser Sport in seiner Zeit als aktiver Basketballspieler gerade mal ein Hobby, für das er vielleicht alle 14 Tage mal Zeit hatte. Nach dem Studium, zurück in Koblenz, wurde Kohns Spielführer im Golf- und Land-Club Bad Neuenahr und 1979 im LGV zum Sport- und Jugendwart gewählt. „Dadurch ist auch der DGV auf mich aufmerksam geworden“, berichtet Kohns. Ob Sport- und Jugendausschuss, Landessportgremium, Leistungsstruktur-Kommission, Wettspielausschuss oder zuletzt im DGV-Präsidium – überall hat Kohns daran gearbeitet, etwas aufzubauen.

„Die DGL ist in meinem Büro in Koblenz erdacht worden“, erzählt er. „Nicht von mir allein, aber 50 Prozent gehen sicher auf meinen Mist.“ Der Zuschnitt der Wettspielregionen? Kohns Idee. Einige Jahre lang beherbergte er in seinem Haus in Koblenz sogar sechs wechselnde Golf-Internatsschüler, nachdem das erste Golfinternat im Golfclub Schloss Egmating nahe München, dessen Leiter er war, nicht alt wurde. Gunar Petersen vom Frankfurter Golf Club war seinerzeit eines der Talente im Internat in Koblenz.

Die Jugend liegt Kohns, Vater eines erwachsenen Sohnes, besonders am Herzen: „Ich habe schon vor 20 Jahren gesagt, dass die Golfclubs Jugendliche kostenfrei aufnehmen sollten.“ Leider gebe es viele ältere Golfer, denen die Jugend herzlich egal sei. „Das ist der Tod.“ Um die Jugendarbeit in den Clubs zu stärken, zeichnet Kohns‘ Landesgolfverband jedes Jahr die Jugendwartin oder den Jugendwart des Jahres aus. „Die Öffnung unseres Sports ist extrem wichtig, sonst haben wir keine Zukunft“, ist Kohns überzeugt. Das sind nicht die Worte eines hippen Reformers, sondern die eines erfahrenen 76-Jährigen. Vielleicht haben sie deshalb umso mehr Gewicht.

Schmerzhaftes Erlebnis beim Masters 2022

Gerd Kohns‘ eigenes Golfspiel ist kurioserweise untrennbar mit dem Masters verbunden. Ausgerechnet dort machte er 2022 im wahrsten Sinne des Wortes seine schmerzhafteste Erfahrung. Am Tag vor dem Turnier rutschte er vor einem Restaurant auf einer glatten, steilen Treppe aus, brach sich Schien- sowie Wadenbein und zerschmetterte sich das Fußgelenk. „Damit endeten für mich 34 Jahre, in denen ich durchgängig ein einstelliges Handicap hatte“, sagt Kohns wehmütig. Er habe sich damit abfinden müssen, sein linkes Bein nicht mehr voll belasten zu können. „Seitdem bin ich Bogey-Golfer, aber immer noch mittwochs und samstags auf dem Platz.“

Kohns ließ sich damals nicht sofort operieren. „Ich war das erste Mal überhaupt in Augusta und wollte unbedingt das Masters sehen“, erzählt er. Also erst einmal Schmerztabletten und Rollstuhl. Tiger Woods habe ihm am ersten Tee auf die Schulter geklopft und ihn getröstet: „Take it easy, I know it.“ Am Finaltag hatte der versehrte Kohns, mittlerweile vom Club mit einem Elektrogefährt ausgestattet, einen Ehrenplatz mit freiem Blick am 18. Grün. „Ich saß direkt neben der Familie von Scottie Scheffler“, freut er sich bis heute. Nicht nur das – Scheffler habe ihm dann sogar den Ball geschenkt, den er kurz zuvor auf der 18 zum Sieg eingelocht hat.

Gerd Kohns: „Nicht alle Entscheidungen waren richtig“

Einer von 600 Bällen, die Gerd Kohns von seinen nahen und fernen Reisen durch die Golfwelt mit nach Hause gebracht hat in sein Büro, wo er noch heute über das Wohl des Golfsports sinniert. Immer unterstützt von Geschäftsstellenleiterin Karin Schiel. „Ich habe immer Entscheidungen getroffen, nicht immer richtige, aber damit bin ich vorangekommen“, sagt Gerd Kohns. 2021 erhielt er die Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz für seine Verdienste um den Sport. Mehr geht kaum für einen, der sagt: „Sport ist mein Leben.“

Wenn Kohns an die Wand hinter seinem Schreibtisch schaut, auf den Plan von Cypress Point und an seine Golfrunde im privatesten aller Privatclubs zurückdenkt, dann muss er noch immer darüber schmunzeln, dass er nicht ins Clubhaus durfte. Egal. Was für Gerd Kohns zählte, war ohnehin der Platz – der Sport.

Anzeige
Anzeige

Angebote aus den Golfclubs