StartArtikelSorge um die Zukunft des Golfrasens

Sorge um die Zukunft des Golfrasens

Experten aus 24 Nationen suchen beim „Sustainable Golf Forum“ in Frankfurt Antworten auf den Umgang mit steigenden Temperaturen, Wasserknappheit und dem Verbot von Pflanzenschutzmitteln.

Golfrasen Dollarspot
Anzeige
  • Porsche Zentrum Aschaffenburg

Perfekter Golfrasen sieht definitiv anders aus. Das Grün, das Valentine Godin per Beamer an die Wand geworfen hat, ist übersät von grauen Flecken. Es stammt aus ihrer Heimat Belgien, genauer gesagt aus der Wallonie, wo auf Golfplätzen jeglicher Einsatz von Pflanzenschutzmitteln seit 2018 verboten ist. Rasenkrankheiten haben dort seitdem leichteres Spiel – und auf vielen Golfanlagen die kurz gemähten Flächen stark zerfressen.

Erstes „Sustainable Golf Forum“ der EGA

Die Hoffnung, das Problem mit mechanischen Mitteln oder organischen Substanzen zu lösen, hat sich noch nicht erfüllt. „Wunder sind bisher ausgeblieben, aber es haben auch keine Golfclubs schließen müssen“, sagt Godin, Nachhaltigkeitsbeauftragte des Belgischen Golfverbands. Allerdings seien die Greenkeeper in Belgiens Süden ernüchtert und bei feuchtwarmer Wetterlage oft machtlos. Wo der Gesetzgeber Pestizide verbietet, sei dies ein Szenario, das laut Godin nicht nur Golfplätze, sondern auch Rasenplätze ereilen kann, auf denen Fußball, Rugby oder anderer Sport getrieben wird.

Um Lösungen zu finden für eine Rasenpflege bei steigenden Temperaturen, Wasserknappheit und Chemieverzicht hat die European Golf Association (EGA) Experten zum ersten „Sustainable Golf Forum“ nach Frankfurt geladen. Knapp 50 Rasenfachleute aus 24 Ländern präsentierten zwei Tage lang, wie den schwierigeren Rahmenbedingungen heute und in Zukunft zu begegnen ist. Die Richtschnur ist dabei, eine gute Spielbarkeit der Golfplätze zu bewahren.

Alle Fachleute eint die Sorge vor dem „Dollarspot“

Erfreulich ist dabei, dass fast jeder nationale Golfverband in Europa inzwischen Programme zur Steigerung der Artenvielfalt auf Golfplätzen organisiert oder fördert. In Deutschland gibt es mit GolfBiodivers, Golf & Natur sowie Lebensraum Golfplatz gleich drei. Wo es möglich ist, investieren Golfclubs nicht nur hierzulande in Speicherteiche, um Wasser für ihre Beregnung zu sammeln und das Grundwasser zu schonen. Was alle Fachleute beim Frankfurter Forum jedoch sorgt: der „Dollarspot“, eine Rasenkrankheit, die aufgrund des Klimawandels inzwischen selbst das früher verschonte Nordeuropa erreicht hat.

Das Wort, das in den zahlreichen Vorträgen der Konferenz immer wieder fällt, ist: Daten. Um Schneeschimmel und Co. zu verstehen, brauche es ein möglichst vollständiges Bild, betonte etwa Stefan Nilsson vom Schwedischen Golfverband. „Indem wir auf unseren 445 Golfplätzen im ganzen Land Nährstoffe, pH-Werte, Bodenzusammensetzung und Bodenleben analysieren, können wir Muster und Mängel erkennen sowie Krankheiten besser verstehen und ihnen besser begegnen“, so der Agronom. Greenkeeper seien dazu angehalten, Datenbanken zu füttern. Der Lohn ist die Aussicht auf Besserung. „Unsere Daten sind ein Buffet für die Wissenschaft“, sagt Stefan Nilsson.

R&A finanziert Rasen-Forschungsprojekte

Seit Jahren schon forschten Wissenschaftler der Universität von Sevilla an möglichst widerstandsfähigem Rasen, berichtet David Gomez Agüera vom Spanischen Golfverband. Finanziert wird die Zukunftssicherung des Rasens unter anderem durch den Royal and Ancient Golf Club of St Andrews, die Regelhüter des Golfsports. „Unser Ziel ist es, dass Golf in 50 Jahren besser dasteht als heute“, erklärt R&A-Mitarbeiter Daniel Lightfoot beim „Sustainable Golf Forum“ das Engagement der Schotten. Eine treibende Kraft ist derweil auch die skandinavische Stiftung STERF, die zahlreiche Forschungsprojekte in ganz Europa mit sechsstelligen Summen fördert.

Erste kleine Erfolge gibt es. Dank der Forschung aus Andalusien können spezielle Kameras und künstliche Intelligenz erkennen schon jetzt frühzeitig drohende Krankheiten. „Organische Mittel können den Ausbruch bisher aber nicht so verhindern, dass wir perfekte Spielbedingungen bewahren“, gibt David Gomez Agüera zu bedenken. Für eine touristische Golfdestination wie Spanien, wo Gäste einwandfreie Plätze erwarteten, sei das ein Problem. „Unsere größte Sorge ist, dass Gäste in Länder mit weniger strengen Regeln abwandern.“ Ägypten, Tunesien oder die Türkei hätten bei der Platzpflege kaum Einschränkungen.

Wenn der Rasen auch nicht überall perfekt sei und den Greenkeepern zunehmend Sorgen bereite, so gehörten die Golfplätze in Europa immerhin zu den nachhaltigsten weltweit, unterstrich Jonathan Smith, Gründer der GEO Foundation For Sustainable Golf, bei der EGA-Konferenz. „Gemeinsam mit Kanada sind wir Vorreiter.“ Wichtig sei es allerdings, die enormen Datenmengen, die nun auf der Suche nach dem Geheimnis für gesunden Rasen allseits gesammelt würden, zusammenzuführen. Eine nicht minder große Herausforderung sei es dann, das gewonnene Wissen an die Greenkeeper zu bringen.

Anzeige
  • Porsche Zentrum Aschaffenburg
Anzeige
  • Porsche Zentrum Aschaffenburg

Angebote aus den Golfclubs