Die U.S. Open 2025, die gerade im Oakmont Country Club in der Nähe von Pittsburgh ausgetragen wird, ist für mich nicht mitanzusehen. Eigentlich sind die Major-Turniere für die Spieler und die Zuschauer gleichermaßen die tollsten Ereignisse der Saison. Aber was ich an den ersten beiden Tagen der U.S. Open gesehen habe, ist aus meiner Sicht kein Golf. Wenn der Amerikaner Justin Thomas seinen Ball aus dem fünf Inch hohen Rough, nur fünf Meter vom Grün entfernt, mit vollem Schwung gerade einmal anderthalb Meter weit herausschlagen kann, dann ist das kein ultimativer Test, sondern ein Desaster für unseren Sport.
U.S. Open 2025 lassen Golfer wie Idioten aussehen
Die United States Golf Association (USGA) als Veranstalter hat den Wunsch, dass ein Ergebnis rund um Par gewinnt – und nicht 20 unter Par wie bei vielen anderen Turnieren. Aber der Verband versucht sein Ziel mit Mitteln zu erreichen, die die Golfer wie Idioten aussehen lassen. In Oakmont scheint es so, als könnten viele der weltbesten Golfer gar kein Golf spielen. Die Spieler müssen damit klarkommen. Für mich als Zuschauer und als Pro ist das einfach unerträglich – und der falsche Weg.
Klar, auch die R&A als Ausrichter der Open Championship hat mit der Tatsache zu kämpfen, dass einige den Ball mit dem Driver heute bis zu 350 Meter weit schlagen. Das hat durchaus auch auf den Plätzen der Open zu einigen Veränderungen geführt, damit der Old Course in St Andrews oder den Linksplatz von Royal Portrush nicht zerlegt werden. Auch die R&A hat die Open-Plätze in den vergangenen Jahren schwieriger machen lassen. Aber unter dem Strich sind sie immer noch fair. Ein Ergebnis von 12 oder 15 Schlägen unter Par ist für die R&A keine Horrorvorstellung.
Ich werde mir die U.S. Open 2025 nicht weiter ansehen. Um mir den Ärger zu ersparen, der in mir hochkommt, schaue ich vielleicht lieber die Simpsons. Am schlimmsten finde ich eigentlich, dass niemand ausspricht, was da in Oakmont gerade unserem Sport angetan wird. Die Spieler ertragen es und schweigen. Womöglich haben sie Verträge, die es ihnen nicht erlauben, den Mund aufzumachen.
John Brennand ist Head-Professional des Golf Club Hanau-Wilhelmsbad.