StartArtikelKaum mehr Hoffnung für den Golfclub Waldeck

Kaum mehr Hoffnung für den Golfclub Waldeck

Der Golfclub Waldeck am Edersee wird seine Golfanlage zum Jahresende wohl an das Drachenfest verlieren. Das Landgericht Kassel hält die Kündigung des Mietvertrags für zulässig.

Landgericht Kassel entscheidet über die Zukunft des Golfclub Waldeck
Anzeige

Der Golfclub Waldeck und sein wichtigster Vermieter, die Waldeckische Domanialverwaltung, kamen am Mittwoch zu einem Gütetermin beim Landgericht Kassel zusammen. Mit Gütigkeit war nicht zu rechnen, gleichwohl mit einer Einschätzung der Rechtslage durch das Gericht. Der Eigenbetrieb des Landkreises Waldeck-Frankenberg hat den Mietvertrag mit dem Golfclub Waldeck gekündigt, damit künftig das Drachenfest auf der bisherigen Golfanlage stattfinden kann. Die mit dem Fall betraute Richterin äußerte sich eindeutig: Die Waldeckische Domanialverwaltung habe dem Golfclub den Mietvertrag über den Großteil der Golfanlage in zulässiger Weise zum Jahresende gekündigt. „Wir haben eine andere Auffassung von unserem Vertrag und werden nun erst einmal die Urteilsbegründung abwarten“, sagte der ernüchterte Clubpräsident Horst Kleinschmidt nach dem Gerichtstermin. Am 17. Dezember will das Landgericht Kassel sein Urteil fällen.

Golfclub Waldeck beruft sich auf Präambel

Der Golfclub beruft sich in dem Rechtstreit um seinen Golfplatz laut Kleinschmidt auf eine Präambel im Mietvertrag. In dieser sei dem gemeinnützigen Club über die Vertragslaufzeit hinaus ein Vorpachtrecht zugesagt worden, sofern das Gelände am Edersee weiterhin als Golfplatz genutzt werde. Dass die Waldeckische Domanialverwaltung den bisherigen Golfplatz ab 2026 an den kommerziellen Veranstalter des mehrtägigen Live-Rollenspiels Drachenfest verpachten will, widerspricht nach Ansicht des Golfclub Waldeck und seines Rechtsanwalts Mario Jaeger dem geschlossenen Vertrag.

Das Drachenfest war bisher auf dem Quast in Diemelstadt zuhause. Als Pläne für einen Photovoltaikpark an eben dieser Stelle bekannt wurden, schaute sich das Kölner Unternehmen hinter dem Mittelalter-Rollenspiel nach alternativen Flächen um und bekam von der Waldeckischen Domanialverwaltung den Golfplatz am Edersee vorgeschlagen. Der 1992 gegründete Verein betreibt seine 27-Loch-Anlage seit 2022 in Eigenregie – als Nachfolger einer insolvenzbedrohten Betreibergesellschaft.

Vor drei Jahren bekam der Golfclub noch viel Lob

Für diesen mutigen Schritt – auch zum Wohle des Tourismus in der Edersee-Region – bekam der Golfclub Waldeck vor drei Jahren noch jede Menge Zuspruch. Auch die Waldeckische Domanialverwaltung zeigte sich darob entgegenkommend und verlangte eine geringere Miete. Nichtsdestotrotz bot der Eigenbetrieb des Landkreises dem Golfclub einen langfristigen Pachtvertrag an. Ganz frisch in der Rolle als ehrenamtliche Golfplatzbetreiber, baten Horst Kleinschmidt und sein Vorstand die Waldeckische Domanialverwaltung aus Vorsicht zunächst um eine kurze Vertragslaufzeit. Beide Seiten versicherten sich den grundsätzlichen Willen zu einer langfristigen Zusammenarbeit, was auch in die Präambel des Mietvertrags einfloss.

Den plötzlichen Wortbruch, sprich: die Kündigung, halten Horst Kleinschmidt und die Mitglieder des Golfclub Waldeck für rechtlich unzulässig – und obendrein für moralisch verwerflich. Anfangs versuchte Hendrik Block, der Direktor der Waldeckischen Domanialverwaltung noch, den Golfclub dazu zu bewegen, auf rund die Hälfte seiner 98 Hektar zu verzichten. Dann wäre ein Nebeneinander von Golfclub und Drachenfest möglich, so die Überlegung. Der Golfclub lehnte dies jedoch ab, weil das Betreiben einer Golfanlage mit nur noch neun Bahnen ein voraussichtliches Defizit von jährlich 50.000 Euro bedeuten würde. „Ein Sterben auf Zeit“, nannte es Präsident Kleinschmidt.

Drachenfest-Unternehmen bringt Pacht leichter auf als Verein

In dieser unversöhnlichen Gemengelage verwies die Waldeckische Domanialverwaltung ihrerseits aufs Geld. Sie könne und wolle nicht auf die deutlichen Mehreinnahmen verzichten, die ihr das kommerzielle Drachenfest im Vergleich zum eingetragenen Verein biete. Angesichts mehrerer Tausend Teilnehmer (249 Euro kostet ein Ticket pro erwachsenem Spieler) kann das Unternehmen das Pachtbudget deutlich leichter aufbringen als der Golfclub. Zudem haben die Drachenfest-Macher das mit Millionen von Stunden ehrenamtlicher Arbeit gepflegte Golfplatzgelände am Edersee derart in ihr Herz geschlossen, dass für sie die mögliche Rückkehr auf den Quast nicht mehr in Frage kommt – auch wenn es das Aus für den Golfclub bedeuten würde.

Im Kampf um den Golfplatz ließen sich sowohl Drachenfest-Fans als auch Mitglieder des Golfclub Waldeck in den sozialen Medien und in Internetforen gegenseitig zu herablassenden und herabwürdigenden Kommentaren hinreißen. Die Mittelalterfans warfen den Golfern Arroganz vor und dem Clubvorstand Unprofessionalität. Die Golfer griffen ihrerseits Gerüchte auf, wonach das Drachenfest-Gelände während mehrerer Tage eine Art rechtsfreier Raum sei. Der Abschied aus Diemelstadt komme nicht von ungefähr. Dort heiße es, man sei froh, die Rollenspieler los zu sein, so wurde behauptet.

Offen ist, inwieweit der Golfclub Waldeck nach einer Niederlage vor dem Landgericht Kassel an vereinzelten Pachtflächen festhalten wird, die nicht der Waldeckischen Domanialverwaltung gehören. Ende Oktober hatte Clubpräsident Horst Kleinschmidt betont, dass man dem Drachenfest damit zumindest einen kleinen Strich durch die Rechnung machen könnte. Betroffen ist ein Großteil von Bahn 7.  „Und Bahn 7 will das Drachenfest für seine Pläne unbedingt haben“, so Kleinschmidt.

Anzeige
Anzeige

Angebote aus den Golfclubs